70 Stunden mit dem Bus durch Kanada – Tag 1

Logbuch einer 4800 km langen Reise quer durch den amerikanischen Kontinent

Geschrieben am 29. September 2013 von

In den letzten Monaten haben wir uns in den Provinzen Ontario und Québec im Osten Kanadas aufgehalten, dem am stärksten besiedelten Teil des Landes. Fährt man von Toronto aus Richtung Norden, so erreicht man nach etwa zwei Stunden einen weniger dicht besiedelten Teil, der sich nach Westen hin über 4000 km ausdehnt. Wir wollen nun diese Weite durchqueren, um nach Vancouver zu kommen, das an der Westküste liegt. Da unser Reisemotto das Flugzeug ausschließt und wir für die Strecke mit dem Fahrrad etwa drei Monate gebraucht hätten, haben wir uns schon vor einiger Zeit günstige Bustickets gekauft. Drei Tage sieht der Fahrplan vor, an denen wir Tag und Nacht durchfahren. Angesichts dieser langen Fahrt haben wir ein Logbuch geführt, in dem wir die 70 Stunden im Bus festgehalten haben.


Samstag, 11.25 Uhr, Toronto, Ontario, Eine Stunde bis Abfahrt des Greyhound-Busses

Wir sind reisefertig!

Wir sind reisefertig!

Wir sind reisefertig! Unsere Fahrräder stehen in große Pappkartons verpackt vor uns, daneben zwei große Reiserucksäcke in denen sich die Sachen befinden, an die wir während der Fahrt nicht heran müssen. Außerdem gehören zu unserem Gepäck noch ein mittlerer Tagesrucksack mit dem Elektrokram für den Bus, eine Plastiktüte mit unseren Kissen und einem Schlafsack für die Nacht und zwei Packtaschen mit Verpflegung für die nächsten dreieinhalb Tage. Gestern Abend haben wir Großeinkauf im Supermarkt gemacht. Dabei war das ausschlaggebende Argument die Haltbarkeit des Essens außerhalb des Kühlschranks. So werden wir uns die nächsten Tage von Salami, Scheibenkäse, Bagels und Schokolade ernähren. Noch sind wir aber satt vom Frühstück und warten gespannt auf den Greyhound-Bus, der uns drei Tage lang quer durch Kanada bis nach Vancouver fahren soll.


Samstag, 12.40 Uhr, Toronto, Ontario, Stunden im Bus: 0

Ein letzter Blick auf unsere verpackten Fahrräder

Ein letzter Blick auf unsere verpackten Fahrräder

Wir sitzen im Bus! Es gab ein Riesendurcheinander an der Warteschlange. Zu viele Leute, zu viel Gepäck und ein alter, klappriger Bus. Der Greyhound-Mitarbeiter meinte, unsere Fahrräder würde er nicht mehr mitbekommen, die Fahrradtaschen hätten mit in den Karton gemusst und für den Rest müssten wir Übergepäck bezahlen. Dabei haben wir am Schalter, wo wir die Kartons für unsere Fahrräder gekauft hatten, extra noch einmal nachgefragt. Am Ende akzeptiert er unsere zwei Reiserucksäcke und die Fahrradkartons, den Rest sollen wir als Handgepäck mit in den Bus nehmen. Also stellen wir uns beladen mit zwei Packtaschen, der riesigen roten Plastiktüte mit den Schlafsachen und dem Tagesrucksack in der Schlange für den Bus an. Der Busfahrer schaut zwar sehr kritisch, weil eigentlich nur ein Handgepäck pro Person erlaubt ist, aber wir dürfen einsteigen. Wir haben Glück, dass wir überhaupt in diesem Bus mitfahren können, denn einige Leute weiter hinten in der Warteschlange müssen jetzt auf den nächsten Bus warten.


Samstag, 14.50 Uhr, Ontario, Stunden im Bus: 2

Die Sonne scheint, das Wasser glitzert – wir passieren die Georgian Bay, die große Bucht am Ostende des Huronsees. Die letzten zwei Stunden sind wir ohne Unterbrechung nach Norden gefahren. Der Stadtverkehr von Toronto liegt lange hinter uns und wir genießen das Gefühl in ein neues Abenteuer aufzubrechen. Wie gern würden wir jetzt am grün bewaldeten Ufer des Sees entlang spazieren anstatt es nur vom Busfenster aus zu betrachten!


Samstag, 17.45 Uhr, Sudbury, Ontario, Stunden im Bus: 5

Gemütlich wäre vielleicht etwas übertrieben...

Gemütlich wäre vielleicht etwas übertrieben…

Die erste große Pause in Sudbury. Bisher hat der Busfahrer immer nur kurz angehalten, um Passagiere ein- oder aussteigen zu lassen. Jetzt muss aber der Bus aufgetankt und sauber gemacht werden und so haben wir über eine Stunde Zeit. Doch was macht man in einer Wartehalle, in der es außer Metallstühlen und Colaautomaten nicht viel zu sehen gibt? – Wir laden die Akkus unserer Laptops, da wir im Bus keine Steckdosen haben, vertreten uns die Beine und nutzen die Toiletten. Im Bus gibt es nämlich nur eine Chemietoilette mit Desinfektionsmittel, hier können wir uns unter fließendem Wasser die Hände waschen.
Nach einer Stunde können wir wieder in den Bus einsteigen und unsere Reise kann weitergehen.


Sonntag, 00.05 Uhr, Sault Ste Marie, Ontario, Stunden im Bus: 12

Der erste Tag ist überstanden. Nach einer letzten Pause, in der wir auf der Tankstellentoilette Zähne geputzt haben, packen wir unseren Schlafsack aus, platzieren unsere Kissen und machen es uns bequem für die erste Nacht im Bus. Bald ist nur noch der Busfahrer wach, der unseren Bus immer weiter gen Westen fährt.