Es ist heiß. Die Sonne brennt unbarmherzig auf unsere Köpfe nieder, während wir die staubige Straße entlang laufen. Immer wieder kommen uns donnernde LKWs entgegen, die eine Wolke aus Staub und Dreck vor sich herschieben. Mein Rucksack drückt schwer auf meine Schultern, während ich stoisch einen Fuß vor den anderen setze. Vor mir läuft Albrecht mit einem noch größeren Rucksack.
Wir sind unterwegs im Containerhafen von Oakland und suchen die Hanjin Athens, das Containerschiff, mit dem wir bis nach Pusan in Südkorea fahren werden. Zunächst einmal gehen wir jedoch zu einem Bürogebäude im Hafen, wo wir uns laut Reisebüro melden sollen. Da es keinen offiziellen Eingang hat, gehen wir durch die einzige sichtbare Tür, die eher wie ein Hintereingang wirkt. Folgerichtig stehen wir dann auch mitten in einem Großraumbüro, dessen Schreibtische allerdings größtenteils verlassen daliegen. Nur ganz hinten taucht ein Kopf über den Trennwänden auf und schaut fragend in unsere Richtung. Wir erklären, dass wir als Passagiere auf einem Containerschiff mitfahren wollen, was die fragende Mine des Mannes allerdings nicht groß aufhellt. Er überlegt und verschwindet schließlich in einem Seitenraum. Kurze Zeit später kommt ein anderer Mann aus dem Büro auf uns zu und lässt sich dieselbe Geschichte noch einmal erzählen. Er kratzt sich am Kopf, verschwindet dann und kommt schließlich mit einer Liste in der Hand wieder. Zum Glück entdecken wir unsere Namen auf der Liste und so ruft der Mann über Funk seinen Kollegen an: „Billy? Here are two passengers“ (Billy? Hier sind zwei Passagiere). Nach einigen Erklärungen kommt Billy schließlich mit einem Auto angefahren und bringt uns zu dem Kai, wo die Hanjin Athens vor Anker liegt.
Über eine steile Gangway gelangen wir an Bord. Die Deckwache trägt uns in ein großes Buch ein, der Stewart führt uns in unsere Kajüte und dann sind wir uns selbst überlassen. Wir begutachten zunächst unser neues Heim für die nächsten zwei Wochen, gehen dann aber nach draußen, um das fleißige Gewimmel im Hafen zu beobachten. Da werden Container ein- und ausgeladen, Containerbrücken schwingen hin und her, LKWs reihen sich in Schlangen ein, bevor sie beladen werden, Hafenarbeiter befestigen Verbindungsstücke an den Containern und das ganze geht in emsiger Betriebsamkeit ineinander über. Plötzlich hören wir über unseren Köpfen ein Stimme. Wir schauen hinauf und entdecken den Kapitän auf der Brücke, der sich mit einem Beamten der Hafenbehörde unterhält. Auch er schaut neugierig nach unten, wer denn da auf seinem Schiff so leger und ohne Warnwesten herum läuft und so werden wir jetzt auch offiziell an Bord begrüßt.
Der Rest des Tages geht schnell vorbei und abends heißt es dann Abschied nehmen von Nordamerika. Langsam ziehen die Schlepper das Boot in die Fahrrinne und wir nehmen Fahrt auf. Es geht vorbei an San Francisco und unter der Golden Gate Bridge hindurch. Wie stählerne Wächter ragen die Pfeiler der Brücke bewegungslos in die Dunkelheit. Ein letzter stummer Gruß der neuen Welt bevor wir hinaus auf den Pazifik fahren.
Ich hab mal eine Frage zum Schiff: Ward ihr die einzigen Passagiere oder wie viele reisen da unbeschäftigt mit?
Ich glaube, die einzigen die ohne Beschäftigung reisen sind wirklich nur die Zwei!
Wir hatten noch zwei andere Mitreisende. Eine Chinesin und einen Amerikaner, beide im gleichen Alter wie wir. So haben wir sehr viele Stunden miteinander gequatscht.