Eine Fahrt mit dem Hundeschlitten, Teil 1

Geschrieben am 11. Februar 2013 von

Es ist ein kalter Wintertag. Schnee bedeckt die hügeligen Wälder und den zugefrorenen See. Unter dem Schnee und der Kälte scheint die Natur in tiefen Schlaf versunken zu sein. Kahle Bäume recken ihre vom Raureif überzogenen Äste in den Himmel. Es ist beinahe gespenstisch still und nichts regt sich in dieser weiten Winterlandschaft.

Zugefrorener See

Zugefrorener See

Bis plötzlich lautes Bellen die Stille durchbricht. Eine ganze Meute von Hunden scheint in den verschneiten Wäldern aufgeschreckt worden zu sein. Es dauert eine ganze Weile bis es wieder ruhiger wird und kurz darauf erscheint ein von sechs Hunden gezogener Schlitten am Ufer des Sees. Er fährt waghalsig eine steile Böschung hinunter und gleitet dann leicht über das Eis, bis er in der Mitte des Sees zum stehen kommt. Ein weiterer Schlitten folgt dem ersten und hält dicht hinter ihm. Der dritte schafft es nicht über die Böschung. Er schwankt bedrohlich und kippt schließlich. Die beiden Musher* springen ab, die Hunde laufen aber weiter. Sie ziehen den Schlitten die Böschung hinunter und jagen mit ihm über das Eis. Laute Rufe schallen über den See. Einer der Musher des zweiten Schlittens sprintet los, den Hunden entgegen. Er verpasst den richtigen Zeitpunkt und sieht den Schlitten an sich vorbei sausen. Der zweite Musher kommt heran und schafft es, sich auf den Schlitten zu werfen. Trotz des zusätzlichen Gewichts werden die Hunde nicht langsamer. Sie jagen unbeirrt weiter über das Eis. Erst als der Musher den fahrenden Schlitten aufstellt und die Fußbremse mit voller Kraft in das Eis rammt, kann er sie zum Stehen bringen. Leider sieht er nun von seinem eigenen Schlitten, der ja von beiden Mushern verlassen wurde, nur noch die hinteren Kufen, die sich immer weiter von ihm entfernen.

Laufen mit Hund

Laufen mit Hund

Der Name dieses Helden lautet Albrecht, sein Beifahrer bin natürlich ich. Dies ist bereits der zweite Tag unseres Hundeschlitten-Wochenendes und leider auch schon der letzte. Am Tag zuvor hatten uns Craig und Erin, unsere beiden Tourguides, zusammen mit einem ganzen Anhänger voller Hunde in den Nationalpark gefahren. Auf dem Parkplatz, auf dem schon neun weitere Tourmitglieder warteten, erklärte uns Erin dann die einzelnen Teile des Hundeschlittens, brachte uns die Signale zum Anhalten und Losfahren bei und gab uns eine kurze Einführung zum Umgang mit den Hunden.

Wir legen das Geschirr an

Insgesamt waren es 38 Hunde, die sieben Schlitten ziehen sollten. Bevor es soweit war, mussten sie erst einmal einzeln vom Hänger zu einer langen Kette geführt werden, an die sie angekettet wurden. Da wir dabei mithelfen durften, bekamen wir einen ersten Eindruck von der Kraft dieser Hunde, die uns ganz schön vorwärts zogen, während wir versuchten, auf dem eisbedeckten Boden nicht auszurutschen. Der nächste Schritt war das Zuggeschirr, das den Hunden über den Kopf gezogen wird. Auch das durften wir selbst ausprobieren, wobei die Hunde mehr oder weniger kooperativ waren. Es hat zwar keiner geknurrt oder gar geschnappt, aber einige sind immer wieder ausgewichen und wollten sich partout nicht das Geschirr überziehen lassen. Trotzdem haben wir es am Ende geschafft und das Einspannen konnte losgehen. Die Hunde wurden paarweise an die sogenannte Gangline, die zentrale Zugleine gespannt. Sie spürten, dass es bald losging und machten einen unglaublichen Lärm. Damit sie nicht einfach mit den leeren Schlitten davon fuhren, waren diese mit einer Leine an Pfählen oder Bäumen festgebunden. Trotzdem zogen die Hunde mit aller Kraft an der Gangline und warfen sich immer wieder mit vergeblichen Luftsprüngen in ihre Geschirre. Sobald die Leine gelöst war, düsten sie los und wer nicht fest genug auf seiner Bremse stand, wurde mitsamt seinem Schlitten durch den Schnee gezogen.

Ein Fuß immer auf der Bremse

Ein Fuß immer auf der Bremse

So langsam verstanden wir, warum Erin uns zuvor eingetrichtert hatte, dass wir den Handgriff des Schlittens „never ever“, also wirklich niemals loslassen sollten und zumindest einer der beiden Musher immer am Schlitten auf der Bremse bleiben sollte. Ansonsten ziehen die Hunde den Schlitten, wie eingangs beschrieben, auch ohne Musher weiter. In unserem Fall geht es noch einmal gut, denn die Leiterin unserer Tour kann die Hunde unseres Schlittens so lange aufhalten, bis ich ihn erreiche und mit dem Fuß wieder auf der Bremse stehe. Und damit kann unsere Fahrt weiter gehen.

* Führer eines Hundeschlittens