Ankunft auf dem Bauernhof

Geschrieben am 18. Juli 2013 von

Es ist Freitag am späten Nachmittag. Wir nähern uns dem Ende der heutigen Etappe und einem neuen Abschnitt auf unserer Reise. Wir sind schon vor einigen Kilometern von dem ausgeschilderten Radweg abgewichen und kämpfen uns über steile Hügel und holprige Schotterpisten unserem Ziel entgegen. Wir sind auf der Suche nach einer Bio-Farm, auf der wir die nächsten drei Wochen mitarbeiten und am Familienleben teilhaben möchten. Eine genaue Adresse haben wir nicht, aber die Koordinaten der Farm sind in Albrechts Navi eingespeichert.

Ist das hier die Farm?

Ist hier die Farm?

Je näher wir dem Zielort kommen, umso öfter denken wir: “Hier könnte es sein!” Ein gemütlich aussehendes Häuschen im Grünen, das von dem umgebenden Garten mit seinen vielen Kräutern fast zugewuchert ist, daneben einige Felder und nicht weit davon ein Wohnwagen im Gebüsch versteckt – sahen so nicht die Bilder in der Beschreibung aus? Doch es ist noch viel zu früh und wir fahren weiter. Eine Einfahrt hinter der Kinder auf einer Schaukel sitzen und spielen. Ein Schild weist auf einige Ponys hin. Kinder und Pferde soll es auf der Farm geben und auch die riesigen Hunde, die uns bellend nachlaufen, passen auf die Beschreibung, aber noch immer sind wir nicht am im Navi eingegebenen Punkt. Eine Koppel mit zwei Pferden, daneben ein Haus und ein Schuppen, die beide wohl gerade abgerissen werden. Weiter hinten können wir eine weitere Hausbaustelle erkennen. Hier wohnt doch sicherlich niemand? Auch einen Wohnwagen oder Hunde können wir nicht ausmachen und so fahren wir erst einmal weiter.

Farm 1

Die Baustelle an der Straße…

Farm 2

…und das Wohnhaus dahinter

Wie kommen wir überhaupt dazu, eine Farm anzusteuern? Im Prinzip ist es ganz simpel. Es gibt ein weltweites Netzwerk von Organisationen, die ökologischen Landanbau unterstützen wollen. Für Kanada ist im Internet eine Liste von Farmen veröffentlicht, die an freiwilligen Helfern interessiert sind. Dafür bieten sie dann den Helfern freie Kost und Logis. Wir haben mit verschiedenen Leuten gesprochen, die auf solchen Farmen gearbeitet haben und wollten es selbst einmal ausprobieren. Also schrieben wir verschiedene Farmen an und erhielten schließlich eine Zusage. Besonders neugierig macht uns der Hinweis auf die indische Küche in der Beschreibung und die Aussage, dass der Familienvater Hindi spricht.

Aber erst einmal müssen wir sie finden. Wir fragen einmal nach, denn den Navipunkt haben wir bereits passiert und die Straße geht steil hinab, sodass wir uns sicher sein möchten, sie nicht wieder hinauf zu müssen. Und tatsächlich können uns die Leute weiterhelfen. Es ist natürlich die letzte Farm, die mit den vielen Baustellen, zu der wir mit deutlich gedämpfter Vorfreude zurück fahren.

Der alte Campingwaren versteckt im Gras

Unser neues Zuhause für die nächsten 3 Wochen

Diesmal treffen wir dort auch die Bewohner an und wir werden herzlich willkommen geheißen. Wir betrachten etwas skeptisch die Gebäude und fassen nicht gerade mehr Vertrauen, als unsere Gastgeber, die uns unser Zimmer für die nächsten Nächte zeigen, plötzlich von dem Feldweg ins Unkraut abbiegen und auf einen schäbigen Wohnwagen zulaufen, der seine besten Jahre wohl schon lange hinter sich hat. Na ja, immerhin ist er trocken und größer als ein Zelt.

Als wir abends frisch geduscht und etwas erholt am Küchentisch sitzen hebt sich unsere Stimmung langsam. Das Haus sah nur von der Straße aus, wie eine Baustelle. Tatsächlich wird an der einen Hälfte noch gebaut, aber der Wohnbereich ist zumindest schon in der Rohfassung fertig und die Familie wohnt mit ihren vier Kindern darin. Der Vater kommt gebürtig aus Indien, aber er lebt schon seit zwanzig Jahren in Kanada. Seine Frau kommt aus Québec und hat Landwirtschaft studiert. Auf der Farm unterhält sie einen Garten für den ökologischen Eigenbedarf und das indische Essen, das sie daraus zaubert, schmeckt richtig gut. So spazieren wir spät in der Nacht mit etwas gemischten Gefühlen den Weg zum Wohnwagen hinunter. Über uns breitet sich der Sternenhimmel aus, im Gras blinken die Glühwürmchen, aber die ländliche Idylle hatten wir uns doch etwas komfortabler vorgestellt.

Einen Kommentar zu Ankunft auf dem Bauernhof

  1. Rico

    Hallo ihr beiden,

    will mich auf dem Weg auch mal wieder melden. Wir haben ja direkt einmal seit ein paar Wochen schönes Wetter in Deutschland und daher bin ich kaum im Skype. Das Wetter wird mit Sicherheit wieder schlechter und dann können wir auch sehr gern mal wieder skypen.

    Hoffe ihr habt noch immer Spaß auf dem Bauernhof – auf jeden Fall schön das man euch hier immer etwas folgen kann.

    Viele Grüße aus München