Farmarbeit

Geschrieben am 16. August 2013 von

Wie sieht es denn nun aus, unser Leben auf der Farm? Gleich am ersten Tag führt Gen, die Mutter der Familie, mich und eine weitere Wooferin (Freiwillige Helferin) in den Garten ein. Sie zeigt uns das Gewächshaus und die Beete und erklärt, dass wir in den nächsten Tagen Karotten, Kartoffeln, Brokkoli und vieles andere mehr anpflanzen werden. Zunächst seien aber die Erdbeeren und Zwiebeln dran. Suchend schauen wir über die Beete und können weder Zwiebeln noch Erdbeeren entdecken. Gen geht aber zielsicher auf ein Unkraut überwuchertes Beet zu und findet zwischen all dem Grün tatsächlich ein kleines Erdbeerpflänzchen. Drei weitere, genauso überwucherte Beete befinden sich dahinter. Wir können sehen, dass unsere Hilfe hier dringend notwendig ist.

Bei der Arbeit

Bei der Arbeit

Albrecht wird unterdessen in seine Arbeit auf der Baustelle eingeführt. Eigentlich ist es keine „Bau“- sondern eine „Abbau“-stelle. Es geht darum, das alte Wohnhaus, in dem die Familie bis vor zwei Jahren gelebt hat, abzureißen und so viel wie möglich von dem Baumaterial zu recyclen. Das bedeutet konkret Holzbalken entnageln, Bretter entnageln und Nägel aus dem alten Holz entfernen. Das alte Baumaterial verwendet Indra, der Familienvater, für den Weiterbau des neuen Hauses oder verschenkt sie an Freunde. Was gar nicht mehr zu verwenden ist, wird in einem großen Feuer verbrannt.

Langsam stellt sich bei uns eine gewisse Routine ein. Wir fangen morgens gemächlich an, machen mittags eine lange Pause und haben Abends immer noch ein bisschen Zeit für uns. So gehen wir Walderdbeeren pflücken, Kanu fahren und Pilze sammeln, beobachten, wie die Katzen kleine Kätzchen bekommen und genießen die Aussicht von dem Hügel auf dem die Farm steht.

Beim Rasenmähen

Beim Rasenmähen

Ein Anliegen, dem wir uns ganz zu Anfang widmen ist die Wildwiese, in der unser Wohnwagen steht. Da wir wenig Lust haben, jeden Abend und Morgen nasse Füße zu bekommen, fragen wir nach einem Rasenmäher. Der ist vorhanden, funktioniert im Moment aber leider nicht. Stattdessen schärft Indra mit einem elektrischen Bandschleifer die alte Sense, die im Gewächshaus steht und damit geht es der Wiese an den Kragen. Es dauert gar nicht so lange und Albrecht und ich haben uns einen schönen breiten Weg freigesenst.

So geht es drei Wochen lang. Wir bepflanzen die restlichen Beete, binden Tomaten und Gurken im Gewächshaus hoch und jäten sehr viel Unkraut. Das Haus wird immer weiter abgerissen und wir schleppen Holzstapel von einer Ecke in die andere. Alles in einem entspannten Arbeitstempo mit vielen Pausen und Diskussionen über Gott und die Welt. Erst am vorletzten Tag vor unserer geplanten Abreise soll sich dies ändern. Es ist ein Donnerstag und tatsächlich kommt an diesem morgen um sieben der Bagger vorbei. Seit unserer Ankunft hat Indra uns erzählt, dass er kommen soll und seine Ankunft dann immer wieder verschoben. Erst war es ein Streik der Baggerführer, dann ein kaputter Bagger und schließlich ist der Bagger bei der Rettungsaktion eines Trucks im Wald stecken geblieben. Aber an diesem Morgen hören wir tatsächlich das lärmende Gerät auf der Baustelle arbeiten. Als wir gemütlich wie immer beim Frühstück sitzen, wird es auf einmal hektisch. Da wir nun einmal das große Gerät zur Unterstützung haben, gibt es plötzlich sehr viel zu tun. Indra möchte für Pferdekoppel der Farm einen neuen Zaun bauen und mit Hilfe des Baggers die zwei Meter langen Pfähle dafür einschlagen. Das Problem dabei ist, dass der alte Zaun samt einem alten Pferdeschuppen noch dasteht. Also müssen wir in zwei Tagen den gesamten Pferdezaun abreißen und so viel Holz wie möglich von dem alten Pferdeschuppen entfernen. Außerdem muss der Weg für den Bagger freigeräumt werden.

Zwei Tage arbeiten wir angespannt bei großer Hitze durch und sind danach so geschafft, dass wir unsere Abfahrt noch um einen Tag verschieben, um wieder Kräfte zu sammeln. Als wir schließlich am Sonntag aufbrechen, gibt uns aber der Blick auf die Beete und die Baustelle die Gewissheit, dass wir nicht umsonst hier gewesen sind und einiges geschafft haben.

Einen Kommentar zu Farmarbeit

  1. Katharina

    Nach nun drei Wochenenden in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt auf zwei Hochzeiten und einem Schulanfang komme ich auch endlich mal wieder dazu, mich zu melden!
    Die Arbeit auf der Farm, die ihr beschrieben habt, klingt anstrengend, macht aber sicher auch sehr viel Spaß. Sicher genießt ihr ein so naturverbundenes Leben inmitten von jungen Leuten aus aller Welt sehr, ich stelle mir das jedenfalls schön vor.

    Mir fiel gerade ein; warum erstellt ihr hier auf der Seite unter “Reiseroute” nicht einen Kalender, der zeigt, wann ihr wo wart bzw. sein werdet?

    Liebe Grüße und weiterhin eine tolle Reise!

    Katharina