Notizen aus dem Leben

Geschrieben am 11. Juni 2013 von

Als wir vor 6 Monaten unser Zimmer in Toronto bezogen, meinte unser Vermieter, wenn Probleme auftreten, dann müsse man einfach darüber reden, um sie gemeinsam zu lösen. Also geben wir ihm brav Bescheid, wenn die Heizung im Winter nicht richtig funktioniert, ein Abflussrohr verstopft ist oder wir noch einen Tisch brauchen. Er kümmert sich jedes Mal sofort darum und im Gegenzug halten wir uns daran, dass wir keine elektrische Heizung verwenden sollen (wegen dem hohen Energieverbrauch), keinen Rohrreiniger in den Abfluss kippen sollen (altersschwache Rohre) oder keine heißen Sachen in den Kühlschrank stellen sollen (zu viel Kühlarbeit für den Kühlschrank).

So einfach lassen sich aber nicht alle Probleme aus der Welt schaffen. In dem Haus ist jedes Zimmer vermietet und so haben wir 10 Mitbewohner aus 6 verschiedenen Kulturen. Der chinesische Vermieter spricht nur sehr gebrochenes Englisch und manche Mitbewohner wollen oder können ihn nicht richtig verstehen. So hat er angefangen, überall im Haus Notizzettel zu verteilen, die passend angebracht, genaue Verhaltensregeln für die jeweilige Situation vorgeben.

So klebt an der Jalousie am Küchenfenster eine Erinnerung, abends das Küchenfenster abzudunkeln. Auf diese Weise können die Nachbarn, die keine Untermieter mögen, nicht erkennen, wie viele Leute sich Abends in der gemeinsamen Küche aufhalten. Über der Spüle klebt ein Zettel, der uns ermahnt, dass dreckige Teller und Schüsseln nicht in die Spüle gehören und an der Küchentür werden wir noch einmal daran erinnert, nach dem Kochen alles sauber zu machen. Am Karton für den Recyclingmüll befindet sich gleich eine ganze Skizze, damit auch jeder das System versteht. Der altersschwache Staubsauger, der allen zur Verfügung steht, bedarf einer ganz besonderen Behandlung. Deswegen ist an dem Staubsaugergriff gleich eine ganze Bedienungsanleitung befestigt. Und damit wirklich keine Missverständnisse auftreten, ist sie zur Sicherheit in Englisch und Chinesisch verfasst. Auch die Wohnungstür und die Waschmaschine kommen nicht ohne Bedien-Hinweise aus. Die Wohnungstür? – Ja, auch für sie gibt es einen Klebezettel zum richtigen Öffnen.

Nach einiger Zeit merken wir, dass nicht nur unser Vermieter mittels Zetteln kommuniziert. Als wir einmal in das Gemeinschafts-Badezimmer schauen (wir haben zum Glück unser eigenes), sehen wir über der Toilette ein Schild, das darauf hinweist, bitte den Urin neben der Toilette wegzumachen, wenn man nicht zielen kann.

Und was machen wir, als uns des öfteren ein unangenehmer Geruch im Treppenhaus auffällt? – Wir hängen kurzerhand ein großes Kiffen-Verboten-Schild an die Wand. Das hat zwar nur in Maßen gewirkt, aber zur Belustigung der ganzen Wohngemeinschaft beigetragen.