Rückblick Containerschifffahrt

Geschrieben am 14. April 2013 von

„Ihr seit mit dem Containerschiff nach Amerika gefahren? Wie geht das denn?“ So oder so ähnlich werden wir immer wieder gefragt, wenn wir von unserer Atlantik-Überfahrt von Bremerhaven in Deutschland nach New York City in den USA erzählen. Auch Fragen, wie wir auf die Idee gekommen sind, wie das Leben auf den Schiff so ist, wo man so etwas buchen kann oder wie teuer es ist, kommen immer wieder vor.

Da am letzten Freitag der Beginn unserer Reise und damit die Containerschifffahrt genau sechs Monate zurücklagen, nutzen wir die Gelegenheit um diese Fragen zu beantworten und haben noch einen kleinen Schmankerl dabei, nämlich in Form einer Fotogalerie mit der gesamten Überfahrt in Bildern.

Ich (Albrecht) gebe zu, mit dem Frachtschiff den Atlantik zu überqueren, das ist schon ungewöhnlich. Wann genau ich auf die Idee gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr so genau. Auf alle Fälle hatte ich einmal im Internet geschaut, wie man auf einem Frachtschiff anheuert, um kostenlos durch die Welt zu fahren. Leider gibt es die Möglichkeit nicht mehr (wenn man den Internet-Foren glauben schenkt). Im großen und ganzen ist es den Reedereien zu teuer, ständig neue Matrosen anzulernen, die dann nur eine Fahrt dabei sind. Auch der Versicherungsschutz spielt wohl eine Rolle. Außerdem sind Matrosen von den Philippinen sehr günstig. Im Zuge dieser Recherche bin ich aber auf Reisebüros (wir haben bei Frachtschiffreisen Pfeiffer gebucht) gestoßen, die solche Frachtschifffahrten für Passagiere anbieten. Man kann einfach mitfahren und Urlaub auf dem Schiff machen. Besonders hat mich gereizt, dass man mit den Offizieren zusammen auf dem Schiff lebt und sich völlig frei bewegen kann. Prinzipbedingt hat man 3 mal täglich Kapitänsdinner und kann auf die Brücke oder in den Maschinenraum gehen, wann immer man Lust dazu hat. Für Technikfreaks ein wahres Fest!

Als ich Sabine vor ein paar Jahren das erste mal von der Idee erzählt habe, war sie eher skeptisch. Sie sei noch nie übers Meer gefahren und dann gleich über den Atlantik? Also sind wir erst einmal mit der Fähre nach von Lübeck nach Malmö in Schweden gefahren, immerhin 12 h mit einer Übernachtung. Als das gut ging und wir angefangen haben, das Kanadajahr zu organisieren, was es schon nicht mehr so abwegig Containerschiff zu fahren. Das ausschlaggebende Argument war dann, so klimaschonend wie möglich zu reisen. Da wir kurz vor der Abreise geheiratet haben, war es auch eine sehr gute Möglichkeit sich nach dem ganzen Stress auszuruhen. Warum? Eigentlich ist auf dem Schiff nichts zu tun, kein Internet, keine Bespaßung, keine Aktivitäten. Die einzigen festen Termine täglich sind die drei Mahlzeiten. Das Essen ist überraschend gut (etwas besser als Großküchenessen). Auch gibt es immer frisches Obst und Gemüse. Es ist schon etwas eigenartig mitten auf dem Atlantik zu sein, d.h. 2000 km ist nur Wasser um einen herum und in einen frischen Apfel zu beißen und eine Schnitte Fleischsalat zu genießen. Da unser Kapitän Deutscher ist, gibt es meistens auch deutsches Essen. Sonst setzt sich die Mannschaft aus ein paar deutschen Ingenieuren, philippinischen und estnischen Offizieren, den philippinischen Matrosen und 4 weitere Passagiere aus Schweden, der Schweiz und einer Deutschen zusammen. Gesprochen wird so ein Mix aus Deutsch und Englisch. Die Matrosen sind von Rest der Mannschaft abgeschirmt. Sie haben z.B. ihr eigenes Esszimmer und eigenen Aufenthaltsraum. So laufen wir den ihnen eigentlich nur im Treppenhaus oder wenn wir auf dem Schiff unterwegs sind über den Weg.

Die Matrosen haben auch auf See alle Hände voll zu tun, sie streichen und säubern das Boot von früh bis abends. Und was machen wir? Wir genießen die Zeit, schauen aus dem Fenster auf die ca. 4000 Container, beobachten die Offiziere und den Kapitän auf der Brücke, wie sie das 249 m lange Schiff steuern und genießen die Sicht auf das Meer. Ab und zu gehen wir auch an Deck spazieren. Der beste Platz auf dem Schiff ist ganz vorne am Bug, dort herrscht vollkommene Stille, kein Laut des sonst überall zu hörenden und zu fühlenden Schiffsmotors dringt bis hierhin. Man hört nur das Rauschen der Wellen und des Windes.

So sind die 10 Tage auf See sehr schnell vorbei. Die ganze Containerschiffsreise hat übrigens ca. 1800 € für uns beide inkl. Vollpension gekostet. Das mag zwar auf den ersten Blick teuer sein, aber so haben wir die Flugkosten gespart und konnten unsere Fahrräder kostenlos mitnehmen und hatten keine Probleme mit dem Übergepäck. Jeder von uns hat ohne die Fahrräder ca. 40-50 kg Gepäck dabei. Die Grenze soll wohl bei 100 kg pro Person liegen, was aber keiner überprüft. Die Bedingung ist bloß, dass man das Gepäck selber noch tragen kann.

Die ganze Überfahrt haben wir mit unserem GPS aufgezeichnet. So sieht man in der folgenden Karte, wie das Schiff gefahren ist und an welchen Stellen wir unseren Kurs geändert haben. Es ist schon überraschend zu sehen, über wie viele hunderte Kilometer das Containerschiff einfach geradeaus gefahren ist ohne auch nur vom Kurs abzuweichen.

Reiseroute

Die Reiseroute um die Welt

Wir können so eine Reise nur jedem empfehlen! Es ist eine ganz besondere Erfahrung und auch in der heutigen Welt ein richtiges Abenteuer!

Wer jetzt noch Fragen hat, kann einfach ein Kommentar hinterlassen auf den wir dann antworten werden.

Einen Kommentar zu Rückblick Containerschifffahrt

  1. Rico

    Toller Beitrag! Super schön, dass ihr die Slideshow nun hingebekommen habt und man somit mal mehr Bilder sieht. Viel Spaß noch und bis mal wieder im Skype.

    LG Rico