On the Road!

Geschrieben am 15. November 2012 von

Auf Amerikas Straßen mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, ist an sich schon ein Erlebnis. Wir folgen auf unserem Weg von New York City zu den Niagarafällen zwar den offiziellen Radrouten des Staates New York, aber diese sind wohl eher für Rennradfahrer gemacht, als für Reiseradler. Steigungen dienen dem Training und am besten fährt es sich auf Asphalt. So lautet wohl die Devise.

Die Appalachen im Indian Summer

Die ersten vier Tage fahren wir von New York aus Richtung Norden durch die Appalachen. Das bedeutet, dass der Weg sehr hügelig ist und wir uns mit unseren schwer beladenen Rädern einige Steigungen hinauf kämpfen müssen. Das bedeutet aber auch, dass wir die letzten Züge des Indian Summer miterleben und die Wälder an den Berghängen in rot und gelb wunderschön leuchten. Später sehen wir immer wieder Menschen, die in ihren Vorgärten mit Laubsaugern das herunter gefallene Laub fein säuberlich auf Haufen zusammen pusten.

Der Fahrradweg, dem wir folgen ist gut ausgeschildert, sodass wir uns trotz unserer etwas gröberen Autokarte selten verfahren. Allerdings hat dieser Weg auch so seine Tücken. Einmal führt er uns durch eine Wohngegend zu einem Gebüsch, durch das einmal ein Weg gegangen sein muss.

Hier war wohl mal ein Weg …

Jetzt ist dort bestenfalls noch ein Trampelpfad, aber der ist so zugewachsen und verwildert, dass es mit unseren breiten und schweren Rädern kein Durchkommen gibt. Also nehmen wir die Bundesstraße, die leider über einen Berg hinüber führt, der es in sich hat. Keuchend und strampelnd schleichen wir die Steigung hinauf und machen dabei viele Pausen, bis es endlich geschafft ist.

Ein anderes Mal verläuft der Fahrradweg auf einem sechsspurigen Highway. Wir fahren auf dem Seitenstreifen und haben vorsichtshalber unsere Warnwesten an, damit die Autofahrer uns schon von Weitem sehen. Sie sind auch sehr rücksichtsvoll und nehmen, wenn es geht, die linke Spur oder fahren ganz links in den breiten Spuren, um uns zu überholen. Aber schön ist es trotzdem nicht, gerade wenn die langen amerikanischen Trucks mit ihren lauten Motoren vorbeifahren. Außerdem liegen sehr viele tote Tiere auf dem Seitenstreifen an denen wir vorbei fahren müssen. Das sieht nicht schön aus und riecht auch nicht gut, was wohl die Amerikaner dazu bewogen hat, das Programm „adopt a highway“ ins Leben zu rufen, bei dem ein Abschnitt des Highways ehrenamtlich von politischen oder sozialen Gruppen sauber gehalten wird. Da steht dann z.B. an der Straße ein Schild, dass die nächsten drei Meilen von der Boy Scout Group No. 53 übernommen wurden oder eben, dass die nächsten zwei Meilen noch zu haben sind.

Nicht schön, aber breit!

Zum Schmunzeln bringen uns immer wieder die Straßennamen. Der überwiegende Teil der Straßen heißt „old post road“, aber es gibt auch einfallsreiche Namen wie „long and windy lane“ oder „Manitou road“. Unsere Straße heißt 9, 9W oder 9J und begleitet uns den Hudson entlang bis Albany, wo wir dann auch schon ein Drittel der Strecke zu den Niagarafällen geschafft haben und uns einigermaßen daran gewöhnt haben, auf dem Seitenstreifen neben den vorbei brausenden Autos herzufahren.