Von Peking nach Moskau – Teil 4

Eindrücke einer 7621 km langen Zugreise

Geschrieben am 30. November 2013 von
Wir fahren durch endlose Birkenwälder

Stundenlang fahren wir durch endlose Birkenwälder

Es ist der vorletzte Tag unserer Reise mit der transsibirischen Eisenbahn. Inzwischen haben wir uns an die tägliche Routine gewöhnt. Aufwachen im Zug, Waschen in der engen Waschzelle mit einem tröpfelnden Duschkopf, der am Waschbecken hängt, Frühstück im Abteil und dann aus dem Fenster schauen. Mittags gibt es Instant-Nudeln mit heißem Wasser aus dem Samowar und für einen kleinen Snack am Abend gehen wir ins Bordrestaurant. Auch an diesem Morgen öffnen wir wie gewohnt die Jalousie von unserem Abteilfenster und blicken auf – Überraschung! – Birken. Seit wir den Baikalsee passiert haben, fahren wir durch flaches Grasland und nicht enden wollende Birkenwälder. Auch heute Nacht hat sich die Landschaft kein bisschen geändert.

Auf vielen russischen Bahnhöfen gibt es kleine Kioske bei deinen man das wichtigste Kaufen kann

Auf vielen russischen Bahnhöfen gibt es kleine Kioske, an denen man das Wichtigste einkaufen kann

Langsam fangen wir an, uns zu langweilen und so finden wir in unserem Russland-Reiseführer und besonders in dem darin enthaltenen russischen Wörterbuch eine willkommene und nützliche Abwechslung. Schließlich müssen wir uns doch an den kleinen Kiosken auf den Bahnsteigen, an denen wir während unserer Stopps immer wieder einkaufen, wenigstens grundlegend verständigen können. Unsere neu erworbenen Kenntnisse probieren wir bei der nächsten Gelegenheit in Nowosibirsk aus. Ich sage: „Chleb“ und bekomme ein Brot. Ich sage: „Pepsi“ und bekomme eine Flasche Cola. Ich sage: „Piwo“ und bekomme eine unverständliche Antwort. Erst als die Verkäuferin anfängt, Zahlen aufzusagen, verstehe ich, was sie möchte. Ich sage: „odin“, also “eins” und bekomme eine Flasche Bier.

 Die nächste große Stadt ist schon Jekaterinburg und mit ihr erreichen wir unseren letzten Halt in Asien. Nicht weit hinter der Stadt steht ein Obelisk, der die Grenze zwischen Asien und Europa markiert. Er ist etwas unscheinbar, aber für uns ist er ein weiteres Symbol, dass wir uns dem Ende unserer Reise nähern. Langsam mischen sich Tannen unter die Birken und aus dem flachen Land wird ein Mittelgebirge, das Ural. Wir hätten es uns etwas beeindruckender vorgestellt, aber an dieser Stelle ist es anscheinend recht flach. Es macht ja auch Sinn, eine Eisenbahnstrecke nicht durchs Hochgebirge zu bauen. Als wir die bewaldeten Berge sehen, zwischen denen sich immer wieder kleine Dörfer tummeln, fühlen wir uns fast schon wie in Deutschland.

In Moskau angekommen

In Moskau angekommen

Moskau hat 9 Hauptbahnhöfe, wir kommen am Bahnhof Yaroslavsky an

Moskau begrüßt uns mit trübem Nieselregen

Vom Ural aus sind es nur noch eine Nacht und ein halber Tag, bis wir in Moskau ankommen. Das erste Zeichen, dass wir uns der Hauptstadt nähern, sind die immer häufiger werdenden Dörfer. Wir genießen noch ein letztes Instant-Nudel-Mittagessen im Zug und dann fahren wir auch schon in den moskauer Bahnhof ein. Im grauen Nieselregen der Metropole stehen wir etwas verlassen da und realisieren nur langsam, dass unsere Zugfahrt beendet ist. Wir werfen noch einen letzten Blick auf den Zug, bevor wir uns in das hektische Treiben am Bahnhof stürzen und uns der neuen Herausforderung stellen, in dem U-Bahn-System mit rein kyrillischen Buchstaben unseren Weg zum Hostel zu finden.