Albrecht und Sabine reisen » Wohnung http://www.aus-reisen.de Ohne Flugzeug nach Kanada und um die Welt Tue, 24 Dec 2013 10:36:56 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.9.1 Ankunft auf dem Bauernhof http://www.aus-reisen.de/2013/07/ankunft-auf-dem-bauernhof/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=ankunft-auf-dem-bauernhof http://www.aus-reisen.de/2013/07/ankunft-auf-dem-bauernhof/#comments Thu, 18 Jul 2013 20:47:38 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1168 Weiterlesen »]]> Es ist Freitag am späten Nachmittag. Wir nähern uns dem Ende der heutigen Etappe und einem neuen Abschnitt auf unserer Reise. Wir sind schon vor einigen Kilometern von dem ausgeschilderten Radweg abgewichen und kämpfen uns über steile Hügel und holprige Schotterpisten unserem Ziel entgegen. Wir sind auf der Suche nach einer Bio-Farm, auf der wir die nächsten drei Wochen mitarbeiten und am Familienleben teilhaben möchten. Eine genaue Adresse haben wir nicht, aber die Koordinaten der Farm sind in Albrechts Navi eingespeichert.

Ist das hier die Farm?

Ist hier die Farm?

Je näher wir dem Zielort kommen, umso öfter denken wir: “Hier könnte es sein!” Ein gemütlich aussehendes Häuschen im Grünen, das von dem umgebenden Garten mit seinen vielen Kräutern fast zugewuchert ist, daneben einige Felder und nicht weit davon ein Wohnwagen im Gebüsch versteckt – sahen so nicht die Bilder in der Beschreibung aus? Doch es ist noch viel zu früh und wir fahren weiter. Eine Einfahrt hinter der Kinder auf einer Schaukel sitzen und spielen. Ein Schild weist auf einige Ponys hin. Kinder und Pferde soll es auf der Farm geben und auch die riesigen Hunde, die uns bellend nachlaufen, passen auf die Beschreibung, aber noch immer sind wir nicht am im Navi eingegebenen Punkt. Eine Koppel mit zwei Pferden, daneben ein Haus und ein Schuppen, die beide wohl gerade abgerissen werden. Weiter hinten können wir eine weitere Hausbaustelle erkennen. Hier wohnt doch sicherlich niemand? Auch einen Wohnwagen oder Hunde können wir nicht ausmachen und so fahren wir erst einmal weiter.

Farm 1

Die Baustelle an der Straße…

Farm 2

…und das Wohnhaus dahinter

Wie kommen wir überhaupt dazu, eine Farm anzusteuern? Im Prinzip ist es ganz simpel. Es gibt ein weltweites Netzwerk von Organisationen, die ökologischen Landanbau unterstützen wollen. Für Kanada ist im Internet eine Liste von Farmen veröffentlicht, die an freiwilligen Helfern interessiert sind. Dafür bieten sie dann den Helfern freie Kost und Logis. Wir haben mit verschiedenen Leuten gesprochen, die auf solchen Farmen gearbeitet haben und wollten es selbst einmal ausprobieren. Also schrieben wir verschiedene Farmen an und erhielten schließlich eine Zusage. Besonders neugierig macht uns der Hinweis auf die indische Küche in der Beschreibung und die Aussage, dass der Familienvater Hindi spricht.

Aber erst einmal müssen wir sie finden. Wir fragen einmal nach, denn den Navipunkt haben wir bereits passiert und die Straße geht steil hinab, sodass wir uns sicher sein möchten, sie nicht wieder hinauf zu müssen. Und tatsächlich können uns die Leute weiterhelfen. Es ist natürlich die letzte Farm, die mit den vielen Baustellen, zu der wir mit deutlich gedämpfter Vorfreude zurück fahren.

Der alte Campingwaren versteckt im Gras

Unser neues Zuhause für die nächsten 3 Wochen

Diesmal treffen wir dort auch die Bewohner an und wir werden herzlich willkommen geheißen. Wir betrachten etwas skeptisch die Gebäude und fassen nicht gerade mehr Vertrauen, als unsere Gastgeber, die uns unser Zimmer für die nächsten Nächte zeigen, plötzlich von dem Feldweg ins Unkraut abbiegen und auf einen schäbigen Wohnwagen zulaufen, der seine besten Jahre wohl schon lange hinter sich hat. Na ja, immerhin ist er trocken und größer als ein Zelt.

Als wir abends frisch geduscht und etwas erholt am Küchentisch sitzen hebt sich unsere Stimmung langsam. Das Haus sah nur von der Straße aus, wie eine Baustelle. Tatsächlich wird an der einen Hälfte noch gebaut, aber der Wohnbereich ist zumindest schon in der Rohfassung fertig und die Familie wohnt mit ihren vier Kindern darin. Der Vater kommt gebürtig aus Indien, aber er lebt schon seit zwanzig Jahren in Kanada. Seine Frau kommt aus Québec und hat Landwirtschaft studiert. Auf der Farm unterhält sie einen Garten für den ökologischen Eigenbedarf und das indische Essen, das sie daraus zaubert, schmeckt richtig gut. So spazieren wir spät in der Nacht mit etwas gemischten Gefühlen den Weg zum Wohnwagen hinunter. Über uns breitet sich der Sternenhimmel aus, im Gras blinken die Glühwürmchen, aber die ländliche Idylle hatten wir uns doch etwas komfortabler vorgestellt.

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Unterwegs auf der grünen Route http://www.aus-reisen.de/2013/07/unterwegs-auf-der-grunen-route/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=unterwegs-auf-der-grunen-route http://www.aus-reisen.de/2013/07/unterwegs-auf-der-grunen-route/#comments Thu, 04 Jul 2013 22:33:55 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1112 Weiterlesen »]]> Schon als wir in Montréal ankommen und das erste Mal auf das Rad steigen, um zu unserer Übernachtungsmöglichkeit zu kommen, merken wir, dass Québec anders ist. Auf unserer letzten Radtour im US-Bundesstaat New York haben wir gelernt, dass die offiziellen Radrouten meistens auf normalen Straßen entlang laufen, da sie eher für Rennräder ausgelegt sind. Auch in Toronto bedeuten Radwege meist, dass ein Straßenschild die Autos darauf hinweist, dass hier eventuell auch Radfahrer unterwegs sein könnten. In Montréal jedoch gibt es einen von der Straße durch einen Bordstein abgetrennten Radweg. Es gibt extra Fahrradampeln und auch für das Links-abbiegen, für das man sonst über drei Spuren mit Autos wechseln muss, gibt es eine Regelung.

Schon bei der Vorbereitung dieser Radtour haben wir gemerkt, dass die Provinz Québec fahrradfreundlicher ist, als andere kanadischen Provinzen. Da wir keine Lust auf überholende, lärmende Autos haben, hielten wir Ausschau nach einem Radweg, der größtenteils auf echten Radwegen, also nicht auf der Straße, verläuft. Und wirklich entdeckten wir bald das Fernradwegenetz „Route Verte“ (Grüne Route) in Québec.

Route Verte 1

Unterwegs auf der Route Verte 1

Wir entscheiden uns für die Route 1, die von Montréal nach Québec City verläuft und auch der älteste Teil dieses Projektes ist, das 1992 seinen Anfang genommen hat. Besonders angenehm ist, dass Zeltplätze die auf der Route liegen, als fahrradfreundlich ausgezeichnet sind. Allerdings kommen sie nur sehr vereinzelt vor, sodass wir per Hand weitere Zeltplätze einzeichnen, die wir über das Internet finden. Nach ein paar Nächten auf verschiedenen Zeltplätzen finden wir allerdings heraus, warum sie nicht eingezeichnet waren.

Die Zeltplätze in Kanada unterscheiden sich sehr von denen in Deutschland. Sie sind zu 99% für Wohnwagen ausgelegt und so muss man auch für ein Zelt die gleichen teuren Raten bezahlen, wie für einen Wohnwagen. Dafür bekommt man dann aber auch eine Platz mit einem Anschluss für Strom und Wasser. Wichtig ist auch ein Holztisch mit zwei Bänken, der für jede Parzelle vorgesehen ist. Damit auch die richtige Wildwestromantik aufkommt, steht außerdem auf jedem Platz eine Feuerschale, die der Asche nach zu urteilen auch rege genutzt wird. So macht dann der Durchschnittscamper abends ein schönes Feuerchen, sitzt davor bis ihm die stechenden Fliegen und Mücken, die hier herumfliegen, zu lästig werden und verschwindet dann im Innern des Wohnwagens, um das Feuer von dort aus zu bewundern.

bla bl abla

Großzügige Parzelle auf dem Zeltplatz. Eigentlich ist der eine Schotterplatz für das Auto, der andere Schotterplatz für den Wohnwagen der Camper da. Rechts im Bild ist die Feuerstelle zu sehen. Nicht im Bild zu sehen, aber vorhanden, ist auch der Strom- und der Wasseranschluss.

Der Radweg an sich ist sehr gut ausgeschildert und auch Steigungen sind in unserer Karte eingetragen. Das dachten wir zumindest, bis wir etwas geschafft an einem Nachmittag auf den Steinen in einer Einfahrt sitzen und überlegen, wie wir weiter fahren wollen. Den ganzen Tag sind wir bergauf – bergab gefahren und die Karte sagt uns, dass wir seit einer Stunde auf gleicher Höhe bleiben. In der Realität kämpfen wir uns aber weiterhin fiese Steigungen hinauf und der nächste Zeltplatz ist noch 20 km entfernt. Da spricht uns eine Frau mittleren Alters an, zuerst auf Französisch, dann auf Englisch „Are you looking for a place to put your tent?“ („Sucht ihr einen Platz zum Zelten?“). Wir können es kaum glauben, sagen aber ohne groß zu überlegen sofort zu und sind neugierig, wer uns da beherbergt. Es stellt sich heraus, dass sie eine Psychologieprofessorin mit einem riesigen Haus mit Garten ist. Sie schreibt gerade an einem Buch über das Glücklichsein und ist unglaublich interessiert an uns und unserer Reise. Sie selbst ist als junge Erwachsene durch Europa gereist und möchte nun etwas von der Gastfreundlichkeit zurück geben, die sie dort erfahren hat. Sie fährt auch gern Rad in der Umgebung und verrät uns eine Abkürzung, mit der wir die vielen Berge umgehen können.

Unser Zelt im Garten unserer Gastgeberin

Unser Zelt im Garten unserer Gastgeberin

Für heute genießen wir aber erst einmal einen gemütlichen Abend mit Gesprächen über unsere Reise. Wir bleiben noch einen weiteren Tag, da es am nächsten Tag in Strömen regnet und sie uns einlädt, bei ihr auf besseres Wetter zu warten. Als wir schließlich unsere Reise fortsetzen, wissen wir, dass Québec nicht nur fahrrad- sondern auch gastfreundlich ist.

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Notizen aus dem Leben http://www.aus-reisen.de/2013/06/notizen-aus-dem-leben/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=notizen-aus-dem-leben http://www.aus-reisen.de/2013/06/notizen-aus-dem-leben/#comments Tue, 11 Jun 2013 21:58:35 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1041 Weiterlesen »]]> Als wir vor 6 Monaten unser Zimmer in Toronto bezogen, meinte unser Vermieter, wenn Probleme auftreten, dann müsse man einfach darüber reden, um sie gemeinsam zu lösen. Also geben wir ihm brav Bescheid, wenn die Heizung im Winter nicht richtig funktioniert, ein Abflussrohr verstopft ist oder wir noch einen Tisch brauchen. Er kümmert sich jedes Mal sofort darum und im Gegenzug halten wir uns daran, dass wir keine elektrische Heizung verwenden sollen (wegen dem hohen Energieverbrauch), keinen Rohrreiniger in den Abfluss kippen sollen (altersschwache Rohre) oder keine heißen Sachen in den Kühlschrank stellen sollen (zu viel Kühlarbeit für den Kühlschrank).

So einfach lassen sich aber nicht alle Probleme aus der Welt schaffen. In dem Haus ist jedes Zimmer vermietet und so haben wir 10 Mitbewohner aus 6 verschiedenen Kulturen. Der chinesische Vermieter spricht nur sehr gebrochenes Englisch und manche Mitbewohner wollen oder können ihn nicht richtig verstehen. So hat er angefangen, überall im Haus Notizzettel zu verteilen, die passend angebracht, genaue Verhaltensregeln für die jeweilige Situation vorgeben.

So klebt an der Jalousie am Küchenfenster eine Erinnerung, abends das Küchenfenster abzudunkeln. Auf diese Weise können die Nachbarn, die keine Untermieter mögen, nicht erkennen, wie viele Leute sich Abends in der gemeinsamen Küche aufhalten. Über der Spüle klebt ein Zettel, der uns ermahnt, dass dreckige Teller und Schüsseln nicht in die Spüle gehören und an der Küchentür werden wir noch einmal daran erinnert, nach dem Kochen alles sauber zu machen. Am Karton für den Recyclingmüll befindet sich gleich eine ganze Skizze, damit auch jeder das System versteht. Der altersschwache Staubsauger, der allen zur Verfügung steht, bedarf einer ganz besonderen Behandlung. Deswegen ist an dem Staubsaugergriff gleich eine ganze Bedienungsanleitung befestigt. Und damit wirklich keine Missverständnisse auftreten, ist sie zur Sicherheit in Englisch und Chinesisch verfasst. Auch die Wohnungstür und die Waschmaschine kommen nicht ohne Bedien-Hinweise aus. Die Wohnungstür? – Ja, auch für sie gibt es einen Klebezettel zum richtigen Öffnen.

Nach einiger Zeit merken wir, dass nicht nur unser Vermieter mittels Zetteln kommuniziert. Als wir einmal in das Gemeinschafts-Badezimmer schauen (wir haben zum Glück unser eigenes), sehen wir über der Toilette ein Schild, das darauf hinweist, bitte den Urin neben der Toilette wegzumachen, wenn man nicht zielen kann.

Und was machen wir, als uns des öfteren ein unangenehmer Geruch im Treppenhaus auffällt? – Wir hängen kurzerhand ein großes Kiffen-Verboten-Schild an die Wand. Das hat zwar nur in Maßen gewirkt, aber zur Belustigung der ganzen Wohngemeinschaft beigetragen.

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Bunte Eier http://www.aus-reisen.de/2013/03/bunte-eier/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=bunte-eier http://www.aus-reisen.de/2013/03/bunte-eier/#comments Sun, 31 Mar 2013 22:00:10 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=840 Weiterlesen »]]> Ostern rückt immer näher und uns drängt sich die Frage auf, wie wir eigentlich Ostern feiern wollen. Wie in Deutschland mit Ostereiern, Osterhasen und viel Schokolade, oder wie in Kanada, nämlich gar nicht. So wie uns es hier vorkommt, gibt es keine große Ostertradition in Toronto. Oder es liegt hier an der Gegend, in der wir leben. Wir leben im Norden Torontos in einem Stadtviertel, das größtenteils von Immigranten aus dem asiatischen Raum, also z.B. Chinesen, Indern oder Philippinern bewohnt ist. So entdecken wir zwar auch ein paar Osterhasen im Supermarkt, aber die scheinen sich nicht besonders gut zu verkaufen. Auch Ostereier sind recht unbekannt. Keine geschmückten Sträucher in den Vorgärten, keine kitschigen Dekorationen in den Läden und auch sonst wenig österliche Stimmung. So entscheiden wir uns Eiermalfarbe aus Deutschland kommen zu lassen und selber kreativ zu werden. Am Donnerstag vor Ostern kaufen wir weiße Eier im Supermarkt, die anderes als in Deutschland nicht ausverkauft sind und bestimmen den Karfreitag, der hier „Good Friday“ genannt wird, als Eiermaltag. Lustigerweise weiß niemand genau, warum „Good Friday“ also „Guter Freitag“ so heißt, wie er heißt.

Eier bemalen

Volle Konzentration

Am Karfreitag bereiten wir in der Küche alles vor: Eier ausblasen, Eier kochen und Malutensilien bereitstellen. Wir haben einen indischen Freund eingeladen, der ganz interessiert alles verfolgt. Als wir anfangen, die Eier zu bemalen, fragt unser iranischer Mitbewohner ganz verwundert, was wir denn da machen. Denn er kenne bunte Eier nur aus dem Iran, wo sie anlässlich des zur gleichen Jahreszeit stattfindenden Neujahrsfestes bemalt werden. So brauchen wir ihn nicht lange überreden und dann sitzen zwei Deutsche (wir) ein Inder und ein Perser zusammen in der Küche und bemalen die Eier. Unser indischer Freund versucht sich an typischen Südindischen-Tamilschen-Symbolen, unser iranischer Freund mit persischen Mustern und wir mit den Mustern, die wir aus Deutschland kennen. Nebenbei erklären wir den beiden anderen, der eine Muslim und der andere Hindu, was Ostern eigentlich bedeutet. Nach zwei Stunden sind alle Eier verziert und hängen an einem kahlen Osterstrauß, der leider noch keine Blätter trägt, da wir die Zweige erst einen Tag zuvor aus einem Park geholt haben.

Eier bemalen 2

Interkulturelle Eiermalrunde

Am Samstag Abend gehen wir in die katholische Kirche, um Ostern richtig einzuläuten. Interessanterweise haben die Kirchen, die wir bisher kennengelernt haben, keine Glockentürme oder Orgeln. Der Gottesdienst beginnt normalerweise mit einer Ansage, dass der Gottesdienst nun beginnt und dann setzt die Musikgruppe zum Eingangslied ein. Heute kommen zu dem üblichen Klavier, der Geige und der Gitarre, noch eine Querflöte, eine zweite Gitarre und eine Bassgitarre hinzu. Der Gottesdienst beginnt damit, dass die Osterkerze vor der Kirche an einem kleinen Osterfeuer angezündet wird. Damit es auch die Gemeinde in der Kirche sehen kann, wird die ganze Szenerie über die fest installierten Leinwände mit einer Kamera übertragen. Damit der Ton auch stimmt, sind alle Priester mit Funkmikrophonen ausgestattet. Nachdem die Kerze entzündet ist, wird sie feierlich in die ganz in weiß geschmückte Kirche getragen. Es werden fünf Lesungen vorgelesen, von der Erschaffung der Erde bis hin zur Ankündigung von Jesus als Messiahs und dann ist Ostern. Um das zu feiern, setzt die Musikgruppe ein und jeder in der Gemeinde packt kleine Glöckchen aus, um kräftig mitzuläuten. Es ist ein riesiger Krach und es ist interessant zu beobachten, dass selbst die Priester sich wie kleine Kinder freuen und läuten, was das Zeug hält. Im Anschluss werden zwölf neue Gemeindemitglieder getauft und dann mit tosenden Applaus willkommen geheißen. Ein anderes Highlight der Ostermesse ist die Segnung der Gemeinde mit Weihwasser. Es wird in Salatschüsseln durch die Gänge getragen und die Priester spritzen es mit großen belaubten Zweigen und einem riesigen Lächeln im Gesicht großzügig auf die Gläubigen. Insgesamt dauert der Ostergottesdienst an die drei Stunden.

Ostertisch

Ostertisch im fernen Kanada

So genießen wir Ostern mit international bunt gestalteten Eiern und mit einem etwas anderen Gottesdienst.

Wir wünschen allen Lesern im fernen Deutschland frohe und gesegnete Osterfeiertage!

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Heiße Luft http://www.aus-reisen.de/2013/01/heise-luft/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=heise-luft http://www.aus-reisen.de/2013/01/heise-luft/#comments Thu, 24 Jan 2013 02:33:25 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=542 Weiterlesen »]]> Eine Eigenheit, an die wir uns bisher nicht gewöhnen konnten, ist das Heizsystem in Kanada. In den neueren Wohnungen kann wohl die Heizung individuell eingestellt werden, aber in den beiden Häusern, in denen wir bisher gewohnt haben, war die sie zentral geregelt.

In unserer ersten Wohnung war es so warm, dass wir bei offenem Fenster geschlafen haben. Das Bad, das keine einzige Außenwand hatte, konnte man als Sauna verwenden. Den Lüftungsschacht, durch den warme Luft in das Zimmer gepustet wird, konnte man zwar verschließen, aber die warme Luft hat trotzdem ihren Weg gefunden. In unserem neuen Heim ist es genau umgekehrt. Das Zimmer ist größer, aber es gibt trotzdem nur einen der besagten Lüftungsschächte, die etwa 10×30 cm groß sind. Wir haben drei Außenwände und wohnen direkt über der nicht geheizten Garage, sodass das bisschen Wärme, das hereinkommt gleich wieder durch die schlecht isolierten Wände verpufft.

Ein kleiner Lüftungsschacht für ein ganzes Zimmer

Ein kleiner Lüftungsschacht für ein ganzes Zimmer

Unser Vermieter sagt uns gleich beim Einzug, dass wir uns bei ihm melden sollen, wenn es zu kalt ist, da er mit der Heizung auch noch keine Erfahrung habe und nicht wisse, wie warm er sie einstellen muss. Auf keinen Fall sollen wir eine elektrische Heizung verwenden, da diese zu viel Strom verbrauche und die Leitungen überlaste. Also geben wir ihm brav Bescheid und er dreht die Heizung höher. Eine Woche lang geht das gut. Aber als wir am Sonntag Abend von einer langen Einkaufstour zurück kommen, kommt uns beim Öffnen der Zimmertür erneut kühle Luft entgegen. Wir rufen also unseren Vermieter an und er kommt auch gleich, um die Sache zu untersuchen. Er findet schnell eine Erklärung. Da in der Küche gerade gekocht werde, sei es im Erdgeschoss sehr warm, sodass der Sensor, der sich irgendwo im Untergeschoss (wo genau konnte er uns nicht sagen) befindet, nicht reagiere und die Heizung nicht anspringe. Bald darauf geht die Heizung wieder an. Als wir ihm das nächste Mal Bescheid geben, sind es die Batterien, dann die Zeitschaltung und dann die Sonne, die durch die Fenster herein scheint. Ein anderes Mal ist die Außentemperatur von 0° auf 5°C gestiegen und wieder ein anderes Mal hat ein Stromausfall die Heizung lahmgelegt. (Stromausfälle gibt es hier tatsächlich ab und zu, wenn auch nur von wenigen Sekunden Dauer). Wir sind es langsam Leid, uns jedes Mal zu beschweren, und haben uns schon mit Kerzen und Teelichten eingedeckt, die wir ersatzweise zum Heizen verwenden. Wir lassen einfach zehn bis fünfzehn Kerzen eine Stunde lang brennen und schon heizt sich das Zimmer um ein bis zwei Grad auf.

Unsere Ersatzheizung

Unsere Ersatzheizung

Zum Glück sind wir nicht die einzigen, die frieren und so können wir mit vereinten Kräften unseren Vermieter, der ja an sich sehr fürsorglich ist, nach einem Monat schließlich überzeugen, dass es wirklich zu kalt ist. Seitdem funktioniert die Heizung einwandfrei. Obwohl es im Moment so kalt ist, dass sich tatsächlich Eisblumen an den Fenstern bilden, haben wir es schön warm und so bleiben die Kerzen erst einmal aus.

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Unser kanadisches Zuhause http://www.aus-reisen.de/2013/01/unser-kanadisches-zu-hause/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=unser-kanadisches-zu-hause http://www.aus-reisen.de/2013/01/unser-kanadisches-zu-hause/#comments Wed, 16 Jan 2013 02:24:38 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=483 Weiterlesen »]]> Nachdem Albrecht die Zusage von seinem neuen Arbeitgeber bekommen hat, sehen wir uns auch nach einer neuen Wohnung um. Gleich das erste Zimmer ist ein Volltreffer. Zwar wird es noch von einem Chinesen bewohnt, der bei unserer Besichtigung von dem Vermieter aus dem Bett geklopft wird und sich hinter der Tür versteckt, aber dies sei nur ein Freund, der aus Gefälligkeit dort wohnen dürfe und er werde ausziehen, sobald der Vermieter es wünsche.

Küche

Die Küche. Den Kühlschrank links neben dem Herd haben wir in Benutzung

Das Zimmer macht sofort einen guten Eindruck auf uns. Es ist relativ geräumig, das Fenster gewährt einen schönen Ausblick und wir haben ein eigenes Bad. Im Obergeschoss wohnen außer uns noch vier Leute und im unteren Stockwerk richtet der Vermieter gerade weitere Zimmer ein, in die später einmal seine Familie ziehen soll, wie er uns erzählt. Die Gemeinschaftsküche ist gemütlich und großzügig eingerichtet. Es gibt einen Herd mit Backofen, zwei Kühlschränke, von denen wir einen ganz für uns in Anspruch nehmen können, und sogar eine Spülmaschine. Wir überlegen nicht lange und sagen zu.

Umzug

Diesmal keine Radtour, sondern nur ein Umzug

Schon am nächsten Tag räumt unser Vormieter das Feld, denn wir wollen sofort einziehen. Den Umzug bewältigen wir mit Unterstützung unserer Fahrräder ohne Probleme. In den folgenden Tagen richte ich unser Zimmer ein, während Albrecht seine erste Woche auf Arbeit beginnt. Unsere paar Sachen sind schnell in den zwei Kleiderschränken verstaut und bald füllen sich auch die leeren Küchenschränke mit einer Grundausstattung an Küchenutensilien, die unser Campinggeschirr ergänzen. Unser Vermieter werkelt fleißig im Erdgeschoss herum und nicht mal eine Woche später haben wir einen neuen Mitbewohner, der in ein gerade fertig gestelltes Zimmer zieht. Eines Abends wird ein weiterer großer Kühlschrank angeliefert, da die vorhandenen aus allen Nähten platzen. Allerdings hält der neu gewonnen Platz nicht lange vor, denn die Zahl der Hausbewohner steigt noch einmal von sieben auf elf. Es waren ja noch zwei Zimmer im Erdgeschoss frei, die jetzt mit jeweils zwei Leuten belegt sind. Nun sind die Schränke in der Küche wirklich alle voll und man trifft dort eigentlich immer jemanden zum Quatschen an.

Unser neues Heim

Unser neues Zuhause. Die beiden Fenster links oben gehören zu unserem Zimmer

Doch gerade weil dort so viele Menschen leben, sind wir mit unserem neuen Heim sehr zufrieden. Es stellt sich zwar heraus, dass die Spülmaschine nicht mehr funktioniert und auch der Backofen nur der Aufbewahrung von Töpfen und Pfannen dient, aber es herrscht eine gute Stimmung und auch mit dem Vermieter, der übrigens Chinese ist, kann man über alles reden. Wir freuen uns schon auf die wärmere Jahreszeit, in der wir auch die Terrasse und den Garten nutzen können.

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Kulturschock Toronto http://www.aus-reisen.de/2012/12/kulturschock-toronto/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=kulturschock-toronto http://www.aus-reisen.de/2012/12/kulturschock-toronto/#comments Sat, 08 Dec 2012 03:46:49 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=334 Weiterlesen »]]>

Indisch Kochen und Essen (mit dem Händen)

Schon als wir die Tür zu unserer neuen Wohnung das erste Mal öffnen, ahnen wir, dass wir in eine sehr internationale WG geraten sind. Ein intensiver Currygeruch schlägt uns entgegen, und tatsächlich sitzt dann auch ein Inder am Küchentisch, der sich mit seinem Laptop beschäftigt. Er ist Softwarespezialist und außerdem sehr offen und hilfsbereit, sodass wir uns schnell mit ihm anfreunden. So lernen wir dann auch einiges über die indische/ tamilische und hinduistische Kultur, probieren indisches Essen mit den Fingern und verbringen einige Abende mit heißen Diskussionen über kulturelle Unterschiede zwischen Indien und Deutschland.

Doch nicht nur die indischen Gewohnheiten lernen wir kennen. Auch die kanadische Lebenswelt, die uns auf den ersten Blick gar nicht so anders erscheint, hält einige Überraschungen und Missverständnisse bereit…

So frage ich zum Beispiel bei der Besichtigung unseres laut Beschreibung „möblierten“ Zimmers nach einem Kleiderschrank oder einer Kommode, wo wir unsere Sachen verstauen können. Der Vermieter schaut mich erstaunt an und meint, es sei doch ein Kleiderschrank vorhanden! Was er meinte ist ein Verschlag in der Wand, in dem eine Kleiderstange angebracht ist und der mit einer Tür verschlossen werden kann. Und tatsächlich sehen so kanadische Kleiderschränke aus! Als wir später nach einem anderen Zimmer suchen, bin ich bereits darauf eingestellt und nehme die Kleiderschränke auch als solche war.

Bettensalat

Eine Herausforderung stellt auch der Kauf von Bettzeug dar. Hier gibt es keine Federbetten, die einfach mit einem Bettbezug bezogen werden. Nein, es gilt das Prinzip der vielen Schichten. Die unterste Schicht ist ein einfaches Laken (Sheet), das den Bettbezug ersetzt. Darüber liegt eine Decke (Quilt), die aber eher an ein Häkeldeckchen erinnert bzw. aus einem flauschigen Synthetikmaterial besteht, bei dem sich einem schon beim Anfassen die Haare aufstellen. Brrr! Darüber kommt dann noch eine Tagesdecke (Cover), die dem Bett ein ordentliches Aussehen gibt. Passend zu der Tagesdecke gibt es noch zwei Kissenbezüge, die aber nur für Zierkissen gedacht sind, die vor den eigentlichen Kissen liegen. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, werden die verschiedenen Bettutensilien dann auch noch in vier verschiedenen Größen angeboten. Bei so vielen Möglichkeiten, die durch extra Fließdecken, Heizdecken, extra weiche Matratzenbezüge etc. ergänzt werden, stehen wir etwas hilflos im Laden und lassen uns schließlich von einer Verkäuferin beraten. Am Ende kaufen wir nur ein Lakenset (mit Spannbetttuch, Laken und Nachtkissenbezügen) und eine Tagesdecke (samt Tageskissenbezügen) und lassen die Häkeldeckchen liegen.

Hier wird wirklich jeder satt!

Interessant ist auch das Neben- und Miteinander der vielen verschiedenen Nationalitäten. Toronto ist die erste Anlaufstelle für Neuankömmlinge aus aller Welt und so ist es normal, das eigentlich jeder einen irgendwie gearteten Akzent im Englischen aufweist. Auch im Supermarkt spiegelt sich dieses Multi-Kulti wieder. Es gibt normales Fleisch, koscheres Fleisch (jüdisch) und halal Fleisch (muslimisch). Im Tiefkühlregal befinden sich die Maultaschen (deutsch) direkt neben den Ravioli (italienisch), den Pirogi (polnisch) und den Jiaozi (chinesisch). Und es gibt neben Toast, Baguettes (französisch), Pita (türkisch) und Chapati (indisch) auch deutsches Brot, das lustigerweise auch deutsche Namen wie z.b. “Leinsamenbrot” trägt.

Auch für die Hauptmahlzeiten finden wir alles, was wir brauchen und so riecht es in unserer WG bald nicht mehr nach Curry, sondern nach Hühnersuppe, Kohl und Sauerkraut. Hhmmm!

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