Albrecht und Sabine reisen » Radtour http://www.aus-reisen.de Ohne Flugzeug nach Kanada und um die Welt Tue, 24 Dec 2013 10:36:56 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.9.1 Werkzeug, Pannen und Transport http://www.aus-reisen.de/2013/09/werkzeug-pannen-und-transport/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=werkzeug-pannen-und-transport http://www.aus-reisen.de/2013/09/werkzeug-pannen-und-transport/#comments Mon, 09 Sep 2013 05:53:13 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1304 Weiterlesen »]]> Als wir unsere große Reise im Oktober letzten Jahres vorbereiteten, stellte sich uns auch die Frage, was für Fahrradwerkzeug wir einpacken sollten. Gründe für die Benutzung von Fahrradwerkzeug gibt es genügend: Man kann einen Platten haben, Schrauben oder andere Fahrradteile können brechen oder man muss das Fahrrad für den Transport zerlegen. Also nahmen wir die wichtigsten Werkzeuge mit. Verschiedene Inbusschlüssel, einen 15er Maulschlüssel, einen Kettennieter, eine Wasserrohrzange, Flickzeug, Ersatzschlauch, Ersatzspeichen, verschiedene Schrauben, Kabelbinder und natürlich eine Luftpumpe. Wir stopften das Werkzeug ganz unten in die Packtasche, weil wir natürlich hofften es nie zu benötigen.

Fahrradpanne

Reifen flicken am Wegesrand

Diese Hoffnung wurde allerdings bald enttäuscht. Schon auf der Radtour von New York City in Richtung Toronto mussten wir einen Platten flicken. Außerdem hatten sich Sabines Fahrradständerschrauben so schrecklich verbogen, dass der Ständer fürchterlich wackelte und natürlich das Fahrrad nicht mehr halten konnte. Leider hatten wir genau diese Schrauben nicht dabei und waren froh im örtlichen Hardware Store (Metallwarenladen) immerhin nicht rostfreie metrische Ersatzschrauben kaufen zu können (nicht selbstverständlich, da in Nordamerika ein anderes Gewindesystem verwendet wird). Seitdem sind sie zwar kräftig verrostet, werden aber dafür nicht mehr locker und verbiegen sich nicht mehr. Auch während ich in Toronto gearbeitet habe, brauchte ich das Werkzeug um den Sommerreifen-Winterreifenwechsel und zurück durchzuführen.

Den vollen Nutzen des Werkzeugs lernten wir kennen, als wir zu der Radtour zur Farm in Quebec und zurück aufgebrochen sind. Da wir nicht von Toronto, sondern von Montreal mit dem Rad losfahren wollten, mussten wir natürlich die Räder nach Montreal transportieren. Aber Fahrräder innerhalb von Kanada zu transportieren, ist keine leichte Aufgabe. Sowohl im Zug, als auch im Bus (Greyhound) müssen sie größtenteils in Boxen verpackt und als Sondergepäck aufgegeben werden. Da uns der Zug zu teuer war, haben wir uns entschieden den Bus zu nehmen. Nach einem kurzen Telefonat wussten wir, dass man die Fahrradboxen direkt an der Busstation kaufen kann und in diversen Reiseblogs wurde berichtet, dass die Boxen wohl groß genug sind, um die Fahrräder ohne großes Auseinandernehmen herein zu packen. Als wir in der Busstation die Fahrradboxen bekommen merken wir schnell, dass sie viel zu klein sind! Neben dem Lenker drehen und Pedale abschrauben müssen wir noch das Vorderrad herausnehmen und den vorderen Gepäckträger abschrauben. Selbst damit passten die Räder nicht so richtig in die Boxen. Am Ende haben sich die Boxen kräftig verbogen und die Lenker schauten etwas aus den Kartons raus. Fahrräder mitten in einer belebten Busstation auseinander zu nehmen und dann noch gegen die Zeit (Die Abfahrtszeit des Busses rückte immer näher) war wirklich eine schweißtreibende Angelegenheit. Aber mir unserem Know-How und dem richtigen Werkzeug haben wir es schließlich geschafft.

Auch während der Radtouren von Montreal zur Farm und nach Montreal kam das Werkzeug leider viel zu oft zum Einsatz. So hatten wir noch drei weitere Platten, meine Kette ist einmal gerissen, Bremsblöcke mussten gewechselt werden und Schrauben wollten ständig nachgezogen werden. Gegen Ende der Radtour hatten wir wirklich genug von Reparaturen und Auseinanderschrauben. So entschieden wir uns für die Rückfahrt nach Toronto den einzigen Zug pro Tag zu nutzen, der über ein angehängtes Fahrradabteil verfügt, so dass wir die Fahrräder ganz bequem und ohne sie auseinander zu schrauben mitnehmen konnten.

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Québec http://www.aus-reisen.de/2013/09/quebec/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=quebec http://www.aus-reisen.de/2013/09/quebec/#comments Mon, 02 Sep 2013 04:38:59 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1291 Weiterlesen »]]> Kurz nach unserer Ankunft auf der Farm gab es gleich einen Tag frei, weil die Provinz Québec ihren Nationalfeiertag feierte. – Eine Provinz mit einem Nationalfeiertag? – Richtig! Québec ist, neben der kanadischen, die einzige anerkannte Nation innerhalb Kanadas. Also heißen hier die Naturschutzgebiete nicht “Provinzpark”, sondern “Nationalpark” und es gibt einen Nationalfeiertag, an dem Schulen und Behörden geschlossen sind, Volksfeste in den Dörfern veranstaltet werden und abends um ein großes Feuer getanzt und getrunken wird.

Ohne Kommentar

Festwimpel mit der französischen Lilie als Symbol für Québec

Fast zwei Monate halten wir uns insgesamt in Québec auf. Außerhalb von Montréal erleben wir bald, dass hier nicht nur “auch” Französisch gesprochen wird, sondern ausschließlich Französisch. Auf dem Land können die meisten Leute kaum Englisch und selbst die jungen Leute verstehen zwar meistens Englisch, aber sie können es nicht sprechen. So habe ich dann eine Gelegenheit, mein Französisch anzuwenden. Allerdings ist der québecische Dialekt so verschieden, dass selbst ein Québecer uns erzählt, dass Franzosen versucht haben, mit ihm auf Englisch zu kommunizieren, weil sie sein Französisch nicht als solches erkannt haben. Für mich heißt das, dass ich den Leuten erzähle, was ich möchte und deren Antwort freundlich nickend hinnehme, ohne sie ganz zu verstehen.

Eine schöne Steinkirche - welche eine Seltenheit in Kanada!

Eine schöne Steinkirche – welch eine Seltenheit in Kanada!

Als wir entlang des Sankt-Lorenz-Stroms, der den Ontariosee mit dem Atlantik verbindet, von Québec City aus nach Montreal zurück radeln merken wir, dass auch die Ortschaften entlang des Flusses sich deutlich von denen im restlichen Teil Kanadas unterscheiden. Nicht ein Supermarkt und Einkaufsläden sind der Mittelpunkt des Ortes, sondern eine richtige Dorfkirche. Die Kirche und auch einige der umliegenden Häuser sind aus Stein gebaut, was in Nordamerika schon eine Seltenheit ist. Wir vermuten den Grund hierfür darin, dass sie deutlich früher gebaut wurden, da das Land von Québec City aus in Richtung Westen besiedelt wurde.

Auch Québec City überrascht uns. Sie ist eine der ältesten Städte Nordamerikas und die einzige, die von einer richtigen Stadtmauer umgeben ist. Diese schützte sie vor Angriffen der Engländer und später auch der Amerikaner. Als wir die Altstadt betreten fühlen wir uns nach Europa zurück versetzt. Alte Steinhäuser flankieren die sonnenbeschienenen Plätze und engen Gassen. Straßenmusikanten spielen traditionelle Volksmusik. Einfach herrlich, nach 9 Monaten Kanada wieder einmal eine europäisch anmutende Idylle genießen zu können!

Bei der Besichtigung einer anglikanischen Kirche in der Stadt Trois Rivières bekommen wir auch einen Einblick in das Verhältnis zwischen der französischstämmigen und der englischstämmigen Bevölkerung. Unser Guide erklärt uns, dass die Kirche bis zu der Eroberung Québecs durch die Engländer katholisch war. Unter englischer Verwaltung wurde sie als Gerichtssaal umfunktioniert und es wurde dort eine offizielle Zeremonie veranstaltet, bei der die québecische Flagge abgegeben wurde. Viele Québecer hadern bis heute mit ihrem Status als Minderheit in einem englisch-dominierten Staat. In den letzten 30 Jahren gab es zwei Volksabstimmungen zur Frage der Unabhängigkeit Québecs, die jedes Mal nur knapp abgelehnt wurden (das letzte Mal 1995 mit 50,58% zu 49,42%). Viele Québecer sehen sich aber genauso als Kanadier wie als Québecer und so bleibt Québec bis heute eine Provinz mit besonderem Flair.

Wir genießen unseren freien Tag und gehen natürlich auch auf eines der Feste. Als eine regionale Musikergruppe anfängt zu spielen, stellt einer der Sänger erst ein mal klar: „Heute ist UNSER Tag! Das ist UNSER Fest! Wir sprechen FRANZÖSISCH. Wir sind QUÉBEC!“. Als zwei Wochen später der Rest von Kanada den kanadischen Nationalfeiertag begeht müssen wir leider arbeiten.

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Ankunft auf dem Bauernhof http://www.aus-reisen.de/2013/07/ankunft-auf-dem-bauernhof/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=ankunft-auf-dem-bauernhof http://www.aus-reisen.de/2013/07/ankunft-auf-dem-bauernhof/#comments Thu, 18 Jul 2013 20:47:38 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1168 Weiterlesen »]]> Es ist Freitag am späten Nachmittag. Wir nähern uns dem Ende der heutigen Etappe und einem neuen Abschnitt auf unserer Reise. Wir sind schon vor einigen Kilometern von dem ausgeschilderten Radweg abgewichen und kämpfen uns über steile Hügel und holprige Schotterpisten unserem Ziel entgegen. Wir sind auf der Suche nach einer Bio-Farm, auf der wir die nächsten drei Wochen mitarbeiten und am Familienleben teilhaben möchten. Eine genaue Adresse haben wir nicht, aber die Koordinaten der Farm sind in Albrechts Navi eingespeichert.

Ist das hier die Farm?

Ist hier die Farm?

Je näher wir dem Zielort kommen, umso öfter denken wir: “Hier könnte es sein!” Ein gemütlich aussehendes Häuschen im Grünen, das von dem umgebenden Garten mit seinen vielen Kräutern fast zugewuchert ist, daneben einige Felder und nicht weit davon ein Wohnwagen im Gebüsch versteckt – sahen so nicht die Bilder in der Beschreibung aus? Doch es ist noch viel zu früh und wir fahren weiter. Eine Einfahrt hinter der Kinder auf einer Schaukel sitzen und spielen. Ein Schild weist auf einige Ponys hin. Kinder und Pferde soll es auf der Farm geben und auch die riesigen Hunde, die uns bellend nachlaufen, passen auf die Beschreibung, aber noch immer sind wir nicht am im Navi eingegebenen Punkt. Eine Koppel mit zwei Pferden, daneben ein Haus und ein Schuppen, die beide wohl gerade abgerissen werden. Weiter hinten können wir eine weitere Hausbaustelle erkennen. Hier wohnt doch sicherlich niemand? Auch einen Wohnwagen oder Hunde können wir nicht ausmachen und so fahren wir erst einmal weiter.

Farm 1

Die Baustelle an der Straße…

Farm 2

…und das Wohnhaus dahinter

Wie kommen wir überhaupt dazu, eine Farm anzusteuern? Im Prinzip ist es ganz simpel. Es gibt ein weltweites Netzwerk von Organisationen, die ökologischen Landanbau unterstützen wollen. Für Kanada ist im Internet eine Liste von Farmen veröffentlicht, die an freiwilligen Helfern interessiert sind. Dafür bieten sie dann den Helfern freie Kost und Logis. Wir haben mit verschiedenen Leuten gesprochen, die auf solchen Farmen gearbeitet haben und wollten es selbst einmal ausprobieren. Also schrieben wir verschiedene Farmen an und erhielten schließlich eine Zusage. Besonders neugierig macht uns der Hinweis auf die indische Küche in der Beschreibung und die Aussage, dass der Familienvater Hindi spricht.

Aber erst einmal müssen wir sie finden. Wir fragen einmal nach, denn den Navipunkt haben wir bereits passiert und die Straße geht steil hinab, sodass wir uns sicher sein möchten, sie nicht wieder hinauf zu müssen. Und tatsächlich können uns die Leute weiterhelfen. Es ist natürlich die letzte Farm, die mit den vielen Baustellen, zu der wir mit deutlich gedämpfter Vorfreude zurück fahren.

Der alte Campingwaren versteckt im Gras

Unser neues Zuhause für die nächsten 3 Wochen

Diesmal treffen wir dort auch die Bewohner an und wir werden herzlich willkommen geheißen. Wir betrachten etwas skeptisch die Gebäude und fassen nicht gerade mehr Vertrauen, als unsere Gastgeber, die uns unser Zimmer für die nächsten Nächte zeigen, plötzlich von dem Feldweg ins Unkraut abbiegen und auf einen schäbigen Wohnwagen zulaufen, der seine besten Jahre wohl schon lange hinter sich hat. Na ja, immerhin ist er trocken und größer als ein Zelt.

Als wir abends frisch geduscht und etwas erholt am Küchentisch sitzen hebt sich unsere Stimmung langsam. Das Haus sah nur von der Straße aus, wie eine Baustelle. Tatsächlich wird an der einen Hälfte noch gebaut, aber der Wohnbereich ist zumindest schon in der Rohfassung fertig und die Familie wohnt mit ihren vier Kindern darin. Der Vater kommt gebürtig aus Indien, aber er lebt schon seit zwanzig Jahren in Kanada. Seine Frau kommt aus Québec und hat Landwirtschaft studiert. Auf der Farm unterhält sie einen Garten für den ökologischen Eigenbedarf und das indische Essen, das sie daraus zaubert, schmeckt richtig gut. So spazieren wir spät in der Nacht mit etwas gemischten Gefühlen den Weg zum Wohnwagen hinunter. Über uns breitet sich der Sternenhimmel aus, im Gras blinken die Glühwürmchen, aber die ländliche Idylle hatten wir uns doch etwas komfortabler vorgestellt.

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Unterwegs auf der grünen Route http://www.aus-reisen.de/2013/07/unterwegs-auf-der-grunen-route/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=unterwegs-auf-der-grunen-route http://www.aus-reisen.de/2013/07/unterwegs-auf-der-grunen-route/#comments Thu, 04 Jul 2013 22:33:55 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1112 Weiterlesen »]]> Schon als wir in Montréal ankommen und das erste Mal auf das Rad steigen, um zu unserer Übernachtungsmöglichkeit zu kommen, merken wir, dass Québec anders ist. Auf unserer letzten Radtour im US-Bundesstaat New York haben wir gelernt, dass die offiziellen Radrouten meistens auf normalen Straßen entlang laufen, da sie eher für Rennräder ausgelegt sind. Auch in Toronto bedeuten Radwege meist, dass ein Straßenschild die Autos darauf hinweist, dass hier eventuell auch Radfahrer unterwegs sein könnten. In Montréal jedoch gibt es einen von der Straße durch einen Bordstein abgetrennten Radweg. Es gibt extra Fahrradampeln und auch für das Links-abbiegen, für das man sonst über drei Spuren mit Autos wechseln muss, gibt es eine Regelung.

Schon bei der Vorbereitung dieser Radtour haben wir gemerkt, dass die Provinz Québec fahrradfreundlicher ist, als andere kanadischen Provinzen. Da wir keine Lust auf überholende, lärmende Autos haben, hielten wir Ausschau nach einem Radweg, der größtenteils auf echten Radwegen, also nicht auf der Straße, verläuft. Und wirklich entdeckten wir bald das Fernradwegenetz „Route Verte“ (Grüne Route) in Québec.

Route Verte 1

Unterwegs auf der Route Verte 1

Wir entscheiden uns für die Route 1, die von Montréal nach Québec City verläuft und auch der älteste Teil dieses Projektes ist, das 1992 seinen Anfang genommen hat. Besonders angenehm ist, dass Zeltplätze die auf der Route liegen, als fahrradfreundlich ausgezeichnet sind. Allerdings kommen sie nur sehr vereinzelt vor, sodass wir per Hand weitere Zeltplätze einzeichnen, die wir über das Internet finden. Nach ein paar Nächten auf verschiedenen Zeltplätzen finden wir allerdings heraus, warum sie nicht eingezeichnet waren.

Die Zeltplätze in Kanada unterscheiden sich sehr von denen in Deutschland. Sie sind zu 99% für Wohnwagen ausgelegt und so muss man auch für ein Zelt die gleichen teuren Raten bezahlen, wie für einen Wohnwagen. Dafür bekommt man dann aber auch eine Platz mit einem Anschluss für Strom und Wasser. Wichtig ist auch ein Holztisch mit zwei Bänken, der für jede Parzelle vorgesehen ist. Damit auch die richtige Wildwestromantik aufkommt, steht außerdem auf jedem Platz eine Feuerschale, die der Asche nach zu urteilen auch rege genutzt wird. So macht dann der Durchschnittscamper abends ein schönes Feuerchen, sitzt davor bis ihm die stechenden Fliegen und Mücken, die hier herumfliegen, zu lästig werden und verschwindet dann im Innern des Wohnwagens, um das Feuer von dort aus zu bewundern.

bla bl abla

Großzügige Parzelle auf dem Zeltplatz. Eigentlich ist der eine Schotterplatz für das Auto, der andere Schotterplatz für den Wohnwagen der Camper da. Rechts im Bild ist die Feuerstelle zu sehen. Nicht im Bild zu sehen, aber vorhanden, ist auch der Strom- und der Wasseranschluss.

Der Radweg an sich ist sehr gut ausgeschildert und auch Steigungen sind in unserer Karte eingetragen. Das dachten wir zumindest, bis wir etwas geschafft an einem Nachmittag auf den Steinen in einer Einfahrt sitzen und überlegen, wie wir weiter fahren wollen. Den ganzen Tag sind wir bergauf – bergab gefahren und die Karte sagt uns, dass wir seit einer Stunde auf gleicher Höhe bleiben. In der Realität kämpfen wir uns aber weiterhin fiese Steigungen hinauf und der nächste Zeltplatz ist noch 20 km entfernt. Da spricht uns eine Frau mittleren Alters an, zuerst auf Französisch, dann auf Englisch „Are you looking for a place to put your tent?“ („Sucht ihr einen Platz zum Zelten?“). Wir können es kaum glauben, sagen aber ohne groß zu überlegen sofort zu und sind neugierig, wer uns da beherbergt. Es stellt sich heraus, dass sie eine Psychologieprofessorin mit einem riesigen Haus mit Garten ist. Sie schreibt gerade an einem Buch über das Glücklichsein und ist unglaublich interessiert an uns und unserer Reise. Sie selbst ist als junge Erwachsene durch Europa gereist und möchte nun etwas von der Gastfreundlichkeit zurück geben, die sie dort erfahren hat. Sie fährt auch gern Rad in der Umgebung und verrät uns eine Abkürzung, mit der wir die vielen Berge umgehen können.

Unser Zelt im Garten unserer Gastgeberin

Unser Zelt im Garten unserer Gastgeberin

Für heute genießen wir aber erst einmal einen gemütlichen Abend mit Gesprächen über unsere Reise. Wir bleiben noch einen weiteren Tag, da es am nächsten Tag in Strömen regnet und sie uns einlädt, bei ihr auf besseres Wetter zu warten. Als wir schließlich unsere Reise fortsetzen, wissen wir, dass Québec nicht nur fahrrad- sondern auch gastfreundlich ist.

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In freier Wildbahn http://www.aus-reisen.de/2013/06/in_freier_wildbahn/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=in_freier_wildbahn http://www.aus-reisen.de/2013/06/in_freier_wildbahn/#comments Sun, 23 Jun 2013 00:59:02 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1068 Weiterlesen »]]> Seit drei Tagen befinden wir uns auf einer Radtour, die uns von Montréal durch den Süden der kanadischen Provinz Quebec bis zu einer Bio-Farm in den Appalachen führt. Auf dieser Farm werden wir einen Monat verbringen, dort gegen Kost und Logis mitarbeiten und vor allem Französisch sprechen (zumindest ich). Vorerst ist aber jeweils der nächste Zeltplatz unser Ziel und wir genießen es, ohne Zeitdruck jeden Tag ein bisschen weiter zu fahren .

Streifenhörnchen

Streifen-Backenhörnchen (Eastern Chipmunk)

Heute nieselt es, seit wir morgens auf das Fahrrad gestiegen sind und wir strampeln triefend den verlassenen Radweg entlang. Bei so einem Wetter ist kaum jemand unterwegs. Außer einem hartgesottenen älteren Herrn, der in den nächsten drei Monaten noch 2000 km weiter bis nach Nova Scotia an den Atlantik radeln will, lässt sich niemand blicken. So bin ich in Gedanken schon beim Abendessen und einer heißen Dusche, als ich ein Rascheln dicht vor mir vernehme. Ich schaue hin und sehe gerade noch einen Schwanz im Gebüsch verschwinden. An den Streifen erkenne ich ein Streifenhörnchen und es soll nur das erste von mehreren sein, die uns auf unserer Tour begegnen.

Wenig später bringe ich mein Fahrrad abrupt zum Stehen. Eine Schildkröte sitzt bewegungslos auf dem Streifen Wiese neben dem Weg. Erst denke ich, dass sie aus Keramik ist, aber wer stellt schon eine Keramikschildkröte mitten in die Landschaft? Tatsächlich blinzelt sie ab und zu und reckt nach einer Weile gaaanz laaangsam den Kopf nach Vorne. Sie lässt sich nicht stören und bleibt auch sitzen, als Albrecht sie fotografiert. Wir vermuten, dass sie dort Eier legt und richtig, als wir weiterfahren, fallen uns neben dem Weg Löcher auf, die von leeren Eiern umgeben sind.

Schildkröte

Schnappschildkröte (Common Snapping Turtle)

Die Landschaft wird immer sumpfiger und bei einem See stoppen wir ein weiteres Mal. Ein Biber schwimmt zwischen den abgestorbenen Baumstämmen, die weiß und kahl aus dem Wasser ragen. Als wir genauer hinschauen entdecken wir auch seinen Bau und den Damm, den er gebaut hat. Wir sind beeindruckt, wie stark dieses kleine Tier seine Umgebung verändert.

Obwohl wir uns über die vielen Tiere freuen, die wir an diesem Tag gesehen haben, verbringen wir die folgenden Regentage lieber auf dem Zeltplatz als auf dem Fahrrad. Auch so haben wir noch einige tierische Begegnungen und wir fühlen uns das erste Mal richtig angekommen in der “Wildnis” Kanadas.

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Eine Überraschung http://www.aus-reisen.de/2013/05/eine-uberraschung/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=eine-uberraschung http://www.aus-reisen.de/2013/05/eine-uberraschung/#comments Fri, 17 May 2013 02:14:58 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=992 Weiterlesen »]]> Eines Tages meint Sabine zu mir, ich müsse mir Ende April einige Tage Urlaub nehmen, weil sie mit mir einen Kurzurlaub in der Umgebung von Toronto plant. Da das ganze eine Überraschung wird, darf ich auch nicht fragen, wohin es gehen soll. Auch noch so trickreiches Nachfragen bringt in den darauf folgenden Wochen keinen Hinweis, wohin es gehen soll. Am Abend vor der geplanten Abfahrt teilt sie mir immerhin mit, dass wir die Fahrräder mitnehmen. Also schraube ich den ganzen Abend an den Fahrrädern herum (Bremsen wechseln, Winterreifen gegen Sommerreifen austauschen und Schrauben nachziehen), während Sabine alles Nötige zusammenpackt.

Am nächsten Morgen, dem Abfahrtstag, als wir gerade fertig sind mit Frühstücken, kommt jemand bei uns in das Haus herein. Ich denke zuerst, dass es ein Freund von einem Mitbewohner ist und beachte ihn nicht besonders. Als er aber im Flur verunsichert stehen bleibt, frage ich ihn, ob er neu angekommen sei, da am Tag vorher gerade ein Mitbewohner ausgezogen ist. Er antwortet mit „Yes“, setzt seine Regenbogensonnenbrille ab und ich erkenne ihn als einen sehr guten Freund aus Leipzig! Er kommt gerade aus San Francisco und hat auf dem Rückweg nach Deutschland einen Zwischenstopp in Toronto eingelegt. WOW, was für eine Überraschung! Wir fahren also nicht zu zweit, wir fahren zu dritt mit dem Rad. Danach verrät mit Sabine, dass es zu den Niagarafällen gehen soll.

Die Niagarafälle liegen zwischen dem Eriesee und dem Ontariosee. Beide Seen verbindet der Niagarafluss, der der Abluß des Eriesees und der Zufluss des Ontariosees ist. Den Höhenunterschied von 100 m, der zwischen den beiden Seen besteht, überwindet das Wasser an den Niagarafällen. Für die Schifffahrt sind die Fälle verständlicherweise unbefahrbar, weshalb vor 70 Jahren der Wellandkanal gebaut wurde, der parallel zum Niagarafluss die beiden Seen über mehrere Schleusen verbindet. Unsere Radtour startet am Ontariosee, an dem auch Toronto liegt. Sie führt uns den Wellandkanal entlang, bis zum Eriesee und dann am Niagarafluss flussabwärts bis zu den Niagarafällen.

Kurz nach dem Hallo-Sagen müssen wir auch schon los. Zuerst fahren wir mit dem Zug und dann mit dem Bus bis zum Wellandkanal. Dort leihen wir ein drittes Fahrrad für unseren Freund aus und starten zu unserer ersten Etappe. Die ersten Kilometer am Kanal sind wunderschön, wäre da nicht der Gegenwind, der das Vorrankommen erschwert. Nach ungefähr einem Drittel der Strecke endet der Weg überraschend in einer Baustelle und wir müssen eine Umleitung über Landstraßen fahren. Der Gegenwind bläst dort nicht weniger und wir kämpfen uns mühsam voran. Die erste Pause legen wir ein, als Sabine sich ein kleines, spitzes Metallteil in das Hinterrad fährt und wir den Reifen flicken müssen. Zu allem Überfluss fängt es jetzt auch noch an zu regnen, sodass wir den Reifen in Rekordzeit austauschen. Trotzdem dauert es noch bis zum Einbruch der Dämmerung, bis wir müde und durchgefroren am Motel ankommen. Wir kochen in der Dunkelheit, dank unseres Campingkochers, vor unserer Zimmertür einen großen Topf Nudeln, der nach so einem Tag gleich doppelt gut schmeckt.

Der nächste Tag entschädigt uns reichlich für die überstandenen Strapazen. Mit Rückenwind geht es bei schönstem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen immer geradeaus, unserem Ziel entgegen. Wir erkunden das Ufer des Eriesees, bewundern die Skyline des in den USA liegenden Buffalos, das an der Mündung des Niagaraflusses am Eriesee liegt, und freuen uns auf die Niagarafälle. Das erste Zeichen sind die Hotels, die direkt an den Fällen gebaut sind und schon von Weitem zu sehen sind. Dann wird das Wasser des Flusses immer schneller und kräftiger. Wir kommen an einem verrosteten Wrack vorbei, das verlassen auf einer Felseninsel festhängt und wohl seine eigene Geschichte zu erzählen hat. Bald sehen wir die charakteristische Wasserdampfwolke in den Himmel steigen und schließlich erreichen wir die Fälle selber. Was für ein Abschluss der zweitägigen, 110 km langen Fahrradtour!

Route

Unsere gefahrene Route ist grün dargestellt. Der Eriesee liegt im Süden, der Ontariosee im Norden.

Am nächsten Morgen fahren wir nach Toronto zurück, zeigen dem Freund noch die Innenstadt und verabschieden ihn zum Flughafen. Dabei erfahre ich, dass diese Überraschung über Monate geplant war. Er hat sogar unsere Sommerklamotten aus Deutschland mitgebracht und nimmt die Sachen, die wir nicht mehr brauchen, mit.

PS: 3 kg Übergepäck (23 kg Gepäck von 20 kg Maximalgewicht) ist bei der Lufthansa offensichtlich kein Problem. Es wird einfach auf 20 kg abgerundet.

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Sport ist Mord http://www.aus-reisen.de/2012/12/sport-ist-mord/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=sport-ist-mord http://www.aus-reisen.de/2012/12/sport-ist-mord/#comments Sun, 16 Dec 2012 09:00:48 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=361 Weiterlesen »]]>

U-Bahn Toronto

U-Bahn von Toronto

An unserem ersten Sonntag in Toronto, vier Tage nach unserer Ankunft, wollen wir das sonnige Wetter nutzen, um die Sehenswürdigkeiten in Downtown (Innenstadt) kennenzulernen. Wir holen uns also ein Tagesticket für die U-Bahn, das am Wochenende für zwei Personen gilt, und ziehen ausgestattet mit einem Stadtplan los.

Leider sind meine (Sabine) Muskeln im rechten Oberschenkel aber genau an diesem Tag der Meinung, dass sie jetzt genug geleistet haben und erst einmal Ruhe benötigen. Sie machen sich mit einem starken Ziehen nachdrücklich bemerkbar, noch bevor wir in die U-Bahn einsteigen. Jeder Versuch das Bein zu Belasten verschlimmert die ganze Sache nur noch. Zwei Tage zuvor hat mein Bein schon einmal gestreikt, ließ sich aber mit etwas Dehnen wieder zur Zusammenarbeit überreden. Diesmal ist das anders. Obwohl ich in der U-Bahn zur Verwunderung der anderen Fahrgäste eifrig Dehnübungen mache, lockern sich meine Muskeln nicht. Im Gegenteil, sie stellen auf stur und als ich schließlich in der immer voller werdenden Bahn nur noch sitzen kann, finde ich kaum noch eine Stellung, in der ich keine Schmerzen habe. Auch nach dem Aussteigen wird es nicht besser und ich nutze jede sich bietende Sitzgelegenheit, um auszuruhen. Auf Albrecht gestützt komme ich mir selbst ein bisschen albern vor, wie ich so die Treppen hinauf humpele und kaum vorwärts komme.

Da meine Muskeln sich weiterhin mit aller Kraft bemerkbar machen und mir außerdem schwindelig wird, setzt Albrecht mich auf einer Bank ab und geht eine Flasche Wasser kaufen. Ich versuche mein Bein, dass sich nicht strecken lassen will, aber Schmerzen verursacht, wenn es gebeugt ist, irgendwie ruhig zu stellen. Eine Frau tritt an mich heran und fragt nach einem Kugelschreiber („pen“). Da das Wort ähnlich klingt wie das Wort für Schmerzen („pain“), verstehe ich sie falsch und freue mich schon über die hilfsbereiten Torontoer. Als ich sie jedoch nach einem Doktor oder Krankenhaus in der Nähe frage, schaut sie mich nur verwirrt an. Es dauert eine ganze Weile, bis ich bemerke, was sie möchte.

Da meine Muskeln kein Stück nachgeben wollen und mir schon einen Bordstein zur Hürde werden lassen, nehmen Albrecht und ich schließlich doch ein Taxi in das nächste Krankenhaus. Es ist ein riesiges Gebäude, um das wir eine Weile herum humpeln, bis wir endlich den Eingang zur Notaufnahme gefunden haben, der eher wie ein Lieferanteneingang wirkt. Drinnen bekommt mein Bein dann genau das, was es sich wünscht, nämlich Ruhe. Wir warten zwei Stunden in einem Warteraum. Zwischendurch werde ich von zwei Krankenschwestern über den Grund meines Kommens befragt. Da meine Muskeln sich allmählich ausgetobt haben und nun friedlich entspannen, kann ich den Krankenschwestern nur noch erzählen, dass ich komme, weil mein Bein vor zwei Stunden schrecklich weh getan hat. Trotzdem sieht es sich die Ärztin an und stellt fest, dass sich der Muskel dauerhaft verkrampft hat. Als wir ihr erzählen, dass wir eine Woche zuvor 500 km mit dem Fahrrad gefahren sind, meint sie nur, wir sollten weniger Sport machen. Eine  Muskelverkrampfung sei zwar nicht gefährlich, aber verursache extreme Schmerzen und könne auch nach mehreren Wochen noch auftreten. Sie empfiehlt sie mir außerdem Voltaren und Ibuprofan gegen die Schmerzen. Die ganze Prozedur und der Hinweis auf zwei rezeptfreie Medikamente kostet mehr als 500 Euro. Jetzt wissen wir auch, warum Auslands-Krankenversicherungen für die USA und Kanada immer einen Aufpreis veranschlagen.

Strand Ontariosee

Strand von Toronto am Ontariosee

Wir kaufen die Medikamente in der nächsten Apotheke und fahren anschließend mit der Straßenbahn an den Ontariosee, um wenigstens eine Sehenswürdigkeit zu sehen. Da die Schmerzen in meinen Muskeln immer noch nachklingen und ich meinem Bein noch nicht so recht traue, laufen wir nur bis zur nächsten Parkbank. Dort genießen wir den Blick auf den riesigen See, während die Sonne langsam untergeht.

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Auf nach Toronto! http://www.aus-reisen.de/2012/12/auf-nach-toronto/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=auf-nach-toronto http://www.aus-reisen.de/2012/12/auf-nach-toronto/#comments Wed, 05 Dec 2012 02:30:11 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=320 Weiterlesen »]]>

Der Bus mit unseren Fahrrädern auf der Nase

Das erste Mal seit langer Zeit stellen wir wieder den Wecker, weil wir den Bus nach Toronto nicht verpassen wollen. Mit Sack und Pack fahren wir morgens zur Bushaltestelle, wo wir unsere Fahrräder auf einen Ständer vorn am Bus festmachen können und unser Gepäck unten in die Gepäckfächer hinein tun. Wir sind etwas skeptisch, weil die Räder in den Ständer nur hineingestellt werden und nur von einem einzigen Klappbügel am Vorderrad festgehalten werden. Und wirklich schwanken unsere Fahrräder im später Fahrtwind bedrohlich hin und her, was wir durch die Frontscheibe bestens beobachten können. Aber erstaunlicherweise hält die Konstruktion. Über den Highway fahren wir fast anderthalb Stunden in Richtung Nord-Westen und können zwischendrin sogar schon einen Blick auf den Ontariosee erhaschen, an dessen Ufer Toronto liegt.

Der Zug nach Toronto

Bevor wir jedoch dort ankommen, müssen wir noch eine ganze Strecke mit dem Zug bewältigen. Als wir mit unseren Fahrrädern aus dem Fahrstuhl auf den Bahnsteig rollen, freuen wir uns über eine praktische Rampe, die den Einstieg in den Zug erleichtert. Sie bringt uns auf eine Ebene mit dem Boden des Zuges, der an dieser Stelle auch extra breite Türen hat, sodass wir die Fahrräder samt Gepäck problemlos in den Zug hineinrollen könnten. – Als wir aber genau dies tun wollen, teilt uns der Schaffner mit, dass dies nicht erlaubt sei (ist nur für Rollstuhlfahrer) und wir doch bitte die nächste Tür nehmen sollen. Na toll!

Geschafft! Wir sind im Zug.

An der nächsten Tür müssen wir die Fahrräder über zwei Stufen hochheben und außerdem noch das Gepäck abmachen, weil der Durchgang so schmal ist. Da wir ziemlich als letzte einsteigen wollten, dann noch zur nächsten Tür gehen mussten und jetzt noch zwei Fahrräder samt Gepäcktaschen verstauen müssen, halten wir den gesamten Zug auf. Der Schaffner sagt zweimal an, dass wir von den Türen weggehen sollen, weil sie zugehen und der Zug losfährt. Erst beim dritten Mal kann er dann tatsächlich losfahren, nachdem wir alles hinein gehievt haben und auch beide im Zug sind. Das Aussteigen am Hauptbahnhof in Toronto ist ähnlich stressig. Der Zug will gleich weiterfahren und wir bekommen gerade noch die letzte Packtasche von einem netten Fahrgast heraus gereicht, bevor die Türen auch schon wieder zugehen und der Zug abfährt.

Der Hauptbahnhof der größten Stadt Kanadas hat den gleichen Charme wie der Bahnhof in Zwickau. Es sind zwar einige Gleise vorhanden, aber wir sehen kaum Züge. Der Bahnsteig ist eine halbe Baustelle und die einzige weitere Person ist eine Arbeiterin in Warnweste. Sie schüttelt staunend den Kopf, als wir nacheinander mit dem Aufzug nach unten fahren und uns nicht zusammen hinein drängeln.

In der U-Bahn, die uns in den Norden Torontos bringt, ist da schon deutlich mehr los. Wir blockieren den halben Wagen mit unseren Fahrrädern, aber je weiter wir hinaus kommen um so leerer wird es und die Leute gucken nicht mehr ganz so genervt. Von der letzten Station müssen wir dann noch sechs Kilometer Rad fahren, bevor wir in unserer neuen Bleibe ankommen. Es ist eine Art WG, in der man Zimmer auch wochenweise buchen kann. Sie sind „möbliert“, was in unserem Fall heißt, dass ein Bett darin steht und zwei Stühle. Dafür ist die Gemeinschaftsküche mit einer Spülmaschine ausgestattet und wir haben eine Waschmaschine und einen Wäschetrockner zur Verfügung.

Auf die erfolgreiche Ankunft in Toronto, unserer ersten richtigen Work & Travel Station, gönnen wir uns am Abend eine Familienpizza (large size) bei Pizzahut. Zu unserer Bestellung meint die Kellnerin: „Maybe medium is enough for you two, large normally is for three or four people.“ (Eigentlich reicht die mittlere Größe für zwei Personen. Die Familienpizza ist normalerweise für drei bis vier Personen gedacht.) Worauf Albrecht nur entgegnet: „We are hungry!“ (Wir haben Hunger!). Und tatsächlich, es ist nichts übrig geblieben. Da wir fast den ganzen Tag vor Stress nichts getrunken haben, kommt uns das Angebot „free refill“, also kostenloses Nachfüllen, gerade recht. Wir nutzen es gründlich aus und trinken knapp 3 Liter Cola. So lassen wir den Abend gemütlich ausklingen und erholen uns von den Reisestrapazen.

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Donnerndes Wasser http://www.aus-reisen.de/2012/12/donnerndes-wasser/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=donnerndes-wasser http://www.aus-reisen.de/2012/12/donnerndes-wasser/#comments Sat, 01 Dec 2012 00:34:35 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=304 Weiterlesen »]]> In den folgenden zwei Tagen treffen wir unsere Vorbereitungen für unsere Ankunft in Toronto. Stundenlang surfen wir im Internet, um eine Wohnung oder ein Zimmer zu bezahlbaren Preisen zu organisieren. Es ist gar nicht mal so einfach, von jetzt auf gleich ein günstige Bleibe ohne Besichtigung des Objektes zu finden.

Die Fälle von unten

Zwischendurch besichtigen wir ausgiebig die Niagarafälle, diesmal tagsüber (siehe letzter Artikel Grenzgänger). Dabei kommen wir an vielen Schlange-Steh-Gittern für die Eintritthäuser der verschiedenen Fälle-Guck-Attraktionen vorbei, wo wohl im Sommer die Besucher Schlange stehen müssen. Aber jetzt ist nichts los, und teilweise haben die Attraktionen auch geschlossen. Die „Maids of the Mist“, also die Boote, die von unten an die Fälle heranfahren, bis man vom Sprühregen ganz nass wird, liegen schon auf den Felsen am Ufer und werden diesen Winter wohl nicht mehr zu Wasser gelassen. So bleibt uns nur die „Journey Behind the Falls“, eine Tour in einen Tunnel hinter die Fälle. An der Kasse ist ebenfalls nicht viel los und so laufen wir ungehindert die Gitter ab, mit denen sonst die Menschenschlangen dirigiert werden. Angeblich muss man in der Hauptsaison mehrere Stunden warten, bevor man eingelassen wird. Auf dem Weg zum Fahrstuhl, der einem dann zum Tunnel bringt, wird zwangsweise ein Foto von uns vor einer grünen Wand gemacht. Die grüne Wand wird später durch ein Foto der Fälle ersetzt und so wirkt es, als würden wir direkt von den Fällen stehen. Wir sagen zwar, dass wir es nicht brauchen, aber der nette Mensch mit seiner Kamera sagt, es sei verpflichtend für alle Besucher und so lassen wir uns brav fotografieren. Anschließend werden wir von einer Fahrstuhldame nach unten gefahren. Gegen das potentiell spritzende Wasser bekommen wir wunderschöne gelbe Plastik-Regencapes ausgeteilt, die wir allerdings am Ende trocken in die dafür vorgesehenen Mülleimer zurück tun, da der Wind heute aus einer anderen Richtung als sonst kommt und wir so trocken bleiben.

Atemberaubender Anblick der Fälle von hinten

Das absolute Highlight soll der Anblick der Niagarafälle von hinten sein. Und tatsächlich, man steht kurz vor dem Ende des Tunnels und sieht am Tunnelausgang das Wasser vorbei sausen. Das ist ähnlich spannend, wie mit dem Flugzeug duch Wolken zu fliegen. Da offensichtlich ein Ausblick nicht reichte, wurde auch noch ein zweiter Ausgang gebaut, der allerdings – den gleichen Anblick bietet. Zum Glück gibt es noch eine Aussichtsplattform auf Flusshöhe vor den Fällen, so dass wir die Wassermassen richtig in voller Pracht bewundern können. Und das ist wirklich beeindruckend! Jetzt wissen wir auch warum die Ureinwohner Kanadas den Fluss Niagara (donnerndes Wasser) nannten. Dabei stürzen nur noch 25 % des Flusswassers die Fälle herunter, da der Großteil des Wassers im Winter zur Stromerzeugung genutzt wird.

Am Ausgang empfängt uns dann noch der Ausdruck des Fakefotos von uns vor den Fällen und als wir es nicht kaufen wollen, wird es in den Müll befördert – was für eine Materialverschwendung!

Vorbereitung…

…und Ergebnis!

Zurück im Motel nehmen wir unsere Zimmer-Internetsuche wieder auf und finden dann doch noch einen Anbieter, der Zimmer in einer Art Ferienwohnung-WG wochenweise und monatsweise in Toronto anbietet. Nach einem kurzen Telefonat ist ein Zimmer gebucht und nach einer weiteren Internetrecherche wissen wir dann auch, dass wir mit unsern Fahrrädern mit Bus und Zug nach Toronto kommen. So steht unserem Aufbruch nach Toronto nichts mehr im Wege.

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Grenzgänger http://www.aus-reisen.de/2012/11/grenzganger/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=grenzganger http://www.aus-reisen.de/2012/11/grenzganger/#comments Tue, 27 Nov 2012 03:41:06 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=292 Weiterlesen »]]>

Die Niagarafälle. Zwischen ihnen verläuft die Grenze zwischen den USA (links) und Kanada (rechts).

Zweihundert Meilen, also etwas über 300 km sind es noch. Mit dem Fahrrad hätten wir dafür bei den kalten Temperaturen, den ständigen Regenschauern und mit Gegenwind über eine Woche gebraucht, so schaffen wir es in nicht einmal drei Stunden. Es ist unglaublich, wie sehr wir uns über jeden Regenschauer freuen, während wir sitzend im warmen Auto hindurch fahren. Was für ein Luxus!

An den Niagarafällen fahren wir dann auch schon über die Grenze nach Kanada. Der Beamte im Grenzhäuschen interessiert sich überhaupt nicht für das ganze Gepäck im Auto, sondern weist uns nur einen Parkplatz vor dem Hauptgebäude zu, wo wir unser Visum und die Arbeitserlaubnis erhalten. Die Beamten in dem Gebäude machen einen unglaublich beschäftigten Eindruck, obwohl eigentlich nicht viel los ist. Als wir dann an der Reihe sind, stellt uns ein lustloser Grenzbeamter nach ein paar Fragen die Arbeitserlaubnis aus, die er dann zusammengefaltet in den Reisepass tackert. Dazu einen Einreisestempel und schon sind wir in Kanada eingereist und dürfen ab jetzt arbeiten. Sabines Namensänderung (wir haben ja nach der Beantragung geheiratet) ist kein Problem. Er will weder die internationale Heiratsurkunde sehen, noch den alten Reisepass mit der Passnummer. Daran sollen die USA sich einmal ein Beispiel nehmen (siehe Artikel Visaangelegenheiten). Herzlich Willkommen Kanada!

Frankenstein Burger King

Da es schon recht spät ist, fahren wir direkt zum Motel. Dort beziehen wir schnell unser Zimmer um danach noch zu den weltberühmten Niagarafällen zu laufen, die Nachts mit bunten Scheinwerfern angestrahlt werden. Auf dem Weg dorthin laufen wir durch die Hauptvergnügungsstraße. Der Rummel ist unglaublich. Überall leuchten Reklametafeln und Spuk- oder Abenteuerhäuser versuchen auf jede erdenkliche Art die Aufmerksamkeit der Menschen zu erregen. Musik aus Lautsprechern ist noch das geringste. Es gib einen singenden Pharao, ein Haus, das auf dem Kopf steht, Frankenstein mit einem Burger in der Hand, drei Wachsfigurenkabinette, ein Riesenrad, Geisterbahnen und, und, und. Unten an den Fällen ist es ruhiger, auch wenn die Bäume rundherum kitschig bunt beleuchtet werden. In dem ganzen bunten Rummel gehen die Fälle etwas unter und wir sind etwas verwirrt, was hier eigentlich die Hauptattraktion ist. Die Fälle oder die Dauerkirmes?

“Unser” Mietauto vor “unserem” Motel

Wir schauen uns die amerikanischen und kanadischen Fälle an und können es noch nicht wirklich begreifen, dass wir auf einmal schon in Kanada sind und Toronto und die Wohnungs- und Jobsuche auf einmal in greifbarer Nähe rücken.

Am Morgen des nächsten Tages bringen wir unser Mietauto zurück (wir konnten es in den USA ausleihen und in Kanada zurückgeben) und erleben unseren ersten Tag in Kanada.

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